02.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Verrückte Gedanken
bremsen Thomas Haas

Tennis: Nalbandian gewinnt das Finale gegen Pavel

München (dpa). Er kämpfte, rackerte und lief, stand sich am Ende aber selbst im Weg. Tennisprofi Thomas Haas hat seinen Traum vom ersten Sieg beim Münchner ATP-Turnier leichtfertig verspielt und gibt zu Beginn der Sandplatz-Saison schon wieder große Rätsel auf.

»Manchmal spielen meine Gedanken etwas verrückt. Das ist eine Sache, an der ich arbeiten muss«, sagte der 27-Jährige nach seinem unnötigen Ausscheiden durch das 4:6, 7:6 (7:2), 4:6 im Halbfinale gegen Andrei Pavel aus Borgholzhausen. Der von dem Marathonmatch entkräftete Rumäne musste sich schließlich am Sonntag im Finale dem topgesetzten Argentinier David Nalbandian 4:6, 1:6 geschlagen geben.
Wie schon im März nach dem Scheitern in der zweiten Runde beim Masters von Indian Wells (USA) belies es der enttäuschte Haas bei Andeutungen über seine offenbar leicht ins Wanken geratende Gefühlswelt. »Mir liefen Dinge durch den Kopf, über die ich nicht sprechen möchte«, sagte der derzeit beste deutsche Tennisspieler. Nach 2:47 Stunden verließ Haas nach einem Match der vergebenen Möglichkeiten als Verlierer den Platz und war letztlich doch eher an sich selbst als an Pavel gescheitert. »Eigentlich bin ich oben auf, und gebe ihm dann durch meine Fehler wieder Mut und Schwung«, sagte Haas.
Ohne Pause begann für den Wahl-Amerikaner anschließend die Vorbereitung auf das Masters kommende Woche in Rom. In der ersten Runde wartet dort als Auftakt-Gegner Daviscup-Kollege Nicolas Kiefer, der seine Oberschenkelzerrung auskuriert hat. In der »Ewigen Stadt« will Haas seine offenbar andauernden, aber bislang nicht näher benannten Probleme überwinden, bevor eine Woche später mit dem Turnier am Hamburger Rothenbaum die nächste Chance auf einen Sieg in der Heimat besteht.
In München hatte Haas zunächst einen guten Eindruck hinterlassen - seine ersten drei Aufgaben souverän gelöst - und schien auf dem besten Weg, die Nachfolge von Michael Stich anzutreten, der das Turnier 1994 als letzter Deutscher gewinnen konnte. Gegen Pavel war davon aber nichts mehr zu sehen. Zögernd und zaudernd präsentierte sich Haas in den wichtigen Situationen und blickte immer wieder Hilfe suchend in die Zuschauerbox, in der neben seinen Eltern auch Patrik Kühnen saß. Der Daviscup-Kapitän konnte sich den Leistungsknick seines derzeit besten Spielers nicht recht erklären: »Er hat in der Woche meistens gutes Tennis gezeigt.«
Gutes Tennis bis zum Finale bot beim Traditionsturnier am Aumeisterweg hingegen Nalbandian, der nur in seinem Auftaktmatch gegen Nicolas Lapentti (Ecuador) einen Satz abgeben musste. Der topgesetzte Turnierfavorit nutzte die Müdigkeit Pavels und holte sich seinen ersten Erfolg in diesem Jahr. Auf Sand war der Wimbledonfinalist von 2002 bislang nur in Estoril vor drei Jahren erfolgreich gewesen. Für seinen Sieg erhielt er 44 100 Euro und einen Sportwagen. Pavel, der wie 1999 im Finale scheiterte, kassierte 26 000 Euro.

Artikel vom 02.05.2005