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Zabels dritter Turm-Triumph

Rad-Klassiker: Ludewig setzt in Frankfurt das erste Ausrufezeichen

Von Wolfgang Schäffer
Frankfurt (WB). Erik Zabel hat als erster Fahrer zum dritten Mal das traditionelle Rennen »Rund um den Henninger Turm« in Frankfurt/Main gewonnen. Nach einem packenden Finale setzte er sich wie schon 1999 und 2002 im Spurt klar gegen die Konkurrenz durch.

Hervorragend auch die Leistung von Jörg Ludewig. Der Steinhagener sprintete in der nur noch 18 Fahrer umfassenden Spitzengruppe zeitgleich mit Zabel durchs Ziel. Die Mannschaftstaktik im Team Domina Vacanze war klar besprochen. »Alles fährt für den Kapitän. Mirko Celestino ist derzeit richtig gut drauf. Und er will sich hier am Henninger Turm in Szene setzen.«
Minuten vor dem Start des 210 Kilometer langen Rennens mit den vielen schweren Steigungen im Taunus erzählt Jörg Ludewig, Edelhelfer und auch Freund Celestinos, was die Teambesprechung am Abend zuvor ergeben hat.
Dann leuchten seine Augen auf und er ergänzt: »Mirko hat mir aber heute morgen erlaubt, mit einer Gruppe zu gehen, wenn ich mich entsprechend fühle.« Und wie er sich fühlte.
Noch nicht einmal 30 Kilometer ist das knapp 160 Fahrer umfassende Feld unterwegs, da sorgt der 29-Jährige mit einer Attacke für das erste echte Ausrufezeichen.
Welchen Stellenwert Ludewig, der vor 15 Jahren als Jugendfahrer am Henninger Turm sein erstes Radrennen gewinnen konnte, bei den Kollegen inzwischen hat, zeigt die Reaktion. Alle starken Teams setzen nach, schicken Begleiter an die Seite des Ostwestfalen.
Die zehnköpfige Gruppe hält sich jedoch nicht lange vorn. »Es war halt ein Versuch. Die Gruppe war eigentlich ideal besetzt. Aber immerhin habe ich die beiden ersten Bergwertungen gewonnen,« freut sich Ludewig später. Nach dem gescheiterten Ausreißversuch bleibt er dann - wie abgesprochen - an der Seite seines Kapitäns.
Die Hilfe gelingt perfekt. Der bei seinen Rennfahrerkollegen (kaum einer, der Ludewig nicht überschwänglich begrüßt) und auch beim Publikum (tosender Beifall bei seiner Vorstellung vor dem Rennen) beliebte Steinhagener kämpft aufopferungsvoll dafür, dass er zusammen mit seinem »Chef« dabei ist, als sich Erik Zabel, Steffen Wesemann (beide T-Mobile), aber auch der Köln-Gewinner David Kopp (Wiesenhof) aufmachen, um eine fünfköpfige Kopfgruppe zu stellen.
Mit Erfolg. Gut 20 Fahrer rasen schließlich nach den drei schweren Taunusrunden bei hochsommerlichen Temperaturen dem Ziel in Frankfurt entgegen. Das Finale ist an Spannung kaum zu überbieten. Hat Zabel die schnellsten Beine? Wird er seinen ersten Saisonsieg einfahren? Aber auch der Schweizer Zberg und Celestino werden als heiße Siegkandidaten gehandelt. »Ich habe alles getan, um meinem Kapitän das Rennen so leicht wie möglich zu machen. Aber den Sprint konnte ich ihm einfach nicht mehr anziehen. Dazu hatte ich vorher zuviel Kraft gelassen.« Jörg Ludewig (Platz 16) ist mit Rang vier seines Kapitäns dennoch nicht unzufrieden. »Wir haben unser Team gut in Szene gesetzt.« Begeistert war Ludewig wieder von der Atmosphäre an der Strecke mit geschätzten einer Million Besuchern.
Das bestätigte auch der große Sieger Erik Zabel. »Da macht Radfahren so richtig Spaß.« Spaß dürfte auch seine Frau Cordula an dem Sieg haben. Denn sie wird die Verhandlungen mit der Teamleitung über den neuen Vertrag führen. Zabel: »Da musste ich ihr doch ein paar gute Argumente mit auf den Weg geben.«

Artikel vom 02.05.2005