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Ein Intarsienboden als »Fundstück«

»Weiße Villa« wird als Museumserweiterung am 10. Juni mit Ausstellung eröffnet

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Am 10. Juni, dem Tag, an dem die Kunstgewerbesammlung/Stiftung Huelsmann das zehnjährige Bestehen des Museums in der Direktorenvilla im Ravensberger Park feiert, wird auch die »Weiße Villa« in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnet: als zusätzlicher Ausstellungsbereich.

Der Förderkreis macht es möglich. Und freut sich über unerwartete Entdeckungen. So lag, verborgen unter Teppichboden, Pappe, Spanplatte und Linoleum ein Dielenholzboden, der zum Teil noch aus der Bauzeit der Weißen Villa (um 1840) stammt. Hingerissen sei man gewesen, sagen die Vorstandsmitglieder Prof. Arnold Schürer und Michael Harras, als im Zentrum des Hauses im Ravensberger Park, gestaltet wie ein Oktagon (Achteck), ein Holzfußboden mit eingefrästen Eichenintarsien frei gelegt wurde.
Die »Weiße Villa« mit dem auffälligen Turm galt dem Förderkreis schon immer als architektonische Perle - und als eine Möglichkeit, das benachbarte Museum Huelsmann in der Direktorenvilla zu erweitern (das WB berichtete). Das Haus, erbaut von Heinrich Gassel, der die Bleiche betrieb und Mitbegründer der Ravensberger Spinnerei war, ist im Besitz des städtischen Immobilienservice (ISB) und teilweise vermietet. Der Förderkreis bescheidet sich zunächst mit der »kleinen Lösung«, der Umgestaltung der Beletage; eine Komplettsanierung würde 1,5 Millionen Euro kosten. Arnold Schürer hat als Architekt Pläne gemacht, deren Umsetzung die Mitglieder des Förderkreises durch Spenden finanzieren.
Der Holzboden wird jetzt geschliffen und geölt, die Fugen werden mit passenden Holzleisten geschlossen. Harras: »Der Kalkulationsplan wird langsam eng.« Inzwischen wurden die Türen erhöht, neue Türstürze in Auftrag gegeben bzw. alte frei gelegt, und Prof. Schürer hat eine neue Haustür in klassizistischem Stil entworfen, die zum einen den Sicherheitsanforderungen der Versicherung entspricht, zum anderen den Ansprüchen des Denkmalschutzes genügt. Nicht geplant war ursprünglich, die Deckenverkleidungen zu entfernen und damit die Räume in ihrer gesamten Höhe frei zu legen. Schürer: »Die Wirkung gibt uns Recht.«
Erbaut wurde die »Weiße Villa« nach Plänen eines Schinkel-Schülers - Fotos aus frühen Tagen existieren nicht. Prof. Schürer entdeckte nur eine Zeichnung des ursprünglichen Zustandes - ein Bauantrag von 1961 mit dem Ziel, den Erker, der mit seinen Rundbogenfenstern bis in die zweite Etage reicht, abzureißen. Der Bauantrag wurde genehmigt. »Leider«, sagt Schürer. Deshalb hat sich der Förderkreis als (Fern-)Ziel gesetzt, die Villa in ihren ursprünglichen Zustand zurückzubauen.
Michael Harras betont, man werde am 10. Juni kein »perfektes Museum« eröffnen, aber: »Es ist ein Anfang.« Auch die Außenanlagen werden neu gestaltet. Am 10. Juni wird gleichzeitig die erste Ausstellung eröffnet - eine Leihgabe aus Hamburg, ergänzt durch Exponate aus dem Eigenbesitz. Prof. Schürer hegt eine Hoffnung, die sich mit der ÝWeißen VillaÜ verbindet: »Mehr junge Menschen für das Museum zu begeistern.« Lokalseite 3

Artikel vom 27.04.2005