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Handwerker
sind keine
Schwarzmaler

Optimismus trotz schlechter Lage

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Schwarzmaler sind eine Seltenheit im ostwestfälisch-lippischen Handwerk. Obwohl die meisten Betriebe ihre gegenwärtige Lage schlechter einschätzen als noch im vergangenen Herbst, steigt die Zahl derer, die eine positive Geschäftsentwicklung erwarten.

Wie Hans Schmitz, stellvertretender Präsident der OWL-Handwerkskammer, gestern erläuterte, stufte nur jeder zehnte Betrieb bei der traditionellen Frühjahrs-Konjunkturumfrage seine derzeitige Geschäftslage als »gut« ein. Im Herbst 2004 waren es noch 13 Prozent. 41 Prozent bezeichneten sie als schlecht; vor sechs Monaten waren es »nur« 29 Prozent.
Gestiegen ist dagegen der Anteil der Handwerker, die in diesem Jahr bessere Geschäfte erwarten. Waren dies im Herbst 13 Prozent, so zeigte sich diesmal jeder fünfte Betrieb optimistisch. »Nur 22 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung«, sagte Schmitz. Im vergangenen Herbst waren es 27 Prozent.
Auch der von der Kammer ermittelte »Geschäftsklima-Index« spiegelt diese Diskrepanz. Die Bewertung der aktuellen Lage ging von 71,8 auf 68,3 Punkte zurück und liegt damit nur geringfügig höher als in den Frühjahren 2003 und 2004. Der Index für die Erwartungen nähert sich dagegen der 80-Punkte-Marke. Niemals zuvor seit 1985 gingen Lageeinschätzung und Erwartung soweit auseinander. Schmitz: »Schlechtreden kann man uns Handwerkern wahrlich nicht vorwerfen - höchstens ÝSchönhoffenÜ.« Würde man einen Film über das heutige Handwerk drehen, hieße er »Das Prinzip Hoffnung -ÊTeil 5«.
Innerhalb des OWL-Handwerks spüren nach Angaben des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers Wolfgang Borgert die Nahrungsmittel-Erzeuger Aufwind. Nach einem Plus von 7,4 auf 75,0 Punkte belegen sie beim Klimaindex hinter den Zulieferern (81,1 nach 82,4) Rang 2. Offenbar erwarten Bäcker und Fleischer, dass sich die Preise etwas nach oben bewegen.
Den größten Sprung nach vorne schaffte das Kfz-Handwerk mit 15,3 auf 71,8 Punkte. Hier spielt ebenfalls eine Rolle, dass die Preise zuletzt anzogen. Weiter negativ ist die Stimmung dagegen am Bau und im Dienstleistungsgewerbe. Die Gesundheitsbranche hält mit 53,3 (vorher 59,6) die rote Laterne. Besonders schlecht ist die Stimmung mit einem Index von 35,3 Punkten bei den Zahntechnikern, die, so Borgert, jetzt die negativen Folgen der Gesundheitsreform spürten. Auch die Augenoptiker rangieren mit 61,1 Punkten unter dem Durchschnitt der OWL-Betriebe.
Das gesamte Handwerk zählt in OWL etwa 130 000 Beschäftigte in 20 500 Betrieben. Nach fünf Jahren Rückgang liegt der Gesamtumsatz bei elf Milliarden Euro. Für 2005 erwartet Schmitz einen erneuten Rückgang von allerdings unter einem Prozent.

Artikel vom 27.04.2005