27.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Drei Passagiere gerettet

Vermutlich mehr als 80 Tote nach Zugunglück in Japan

Tokio (dpa). Einen Tag nach dem schweren Zugunglück in Japan haben Rettungskräfte weitere Opfer in den zertrümmerten Abteilen gefunden.

Bis zum Abend wurden insgesamt 75 Leichen geborgen. Bis zu 20 weitere Opfer wurden noch in den Wracks der Waggons vermutet. Mindestens 450 Menschen erlitten zumeist schwere Verletzungen. Im Zug sollen etwa 580 Menschen gewesen sein.
Die Polizei leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen die Bahngesellschaft JR West wegen Verdachts der Missachtung der Sorgfaltspflicht mit Todesfolge ein. Der Zug soll mehr als 100 Kilometer schnell gefahren sein statt der am Unfallort erlaubten 70. Das Unglück hatte sich, wie berichtet, am Montagmorgen in Amagasaki nahe Osaka ereignet. Vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit oder Steinen auf den Schienen oder einer Verbindung aus beidem war der Expresszug in einer Kurve entgleist und an einem Wohnblock zerschellt.
Den Rettungskräften in Amagasaki gelang es noch in der Nacht zum Dienstag, drei Menschen aus den zerstörten Abteilen zu retten, darunter einen 19-jährigen Studenten. Auf dem Fahrersitz fanden sie einen Uniformierten, bei dem es sich um den 23-jährigen Lokführer handeln könnte. Offiziell galt dieser gestern jedoch noch als vermisst. Der junge Mann, der lediglich über elf Monate Berufserfahrung verfügte, war kurz vor dem schweren Unglück beim vorherigen Bahnhof zu weit gerollt und hatte zurücksetzen müssen. Er war deswegen 90 Sekunden verspätet abgefahren.
Danach habe er dann scheinbar versucht, den Zeitverlust aufzuholen. Medienberichten zufolge hatte JR West seine Mitarbeiter kurz zuvor unter Druck gesetzt, Verspätungen zu vermeiden.

Artikel vom 27.04.2005