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Schrittweise zurück ins
Haus der Erinnerung

Gedenken erstmals im Gutenberg-Gymnasium


Erfurt (dpa). Drei Jahre nach dem Erfurter Schulmassaker haben Schüler und Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums gestern in einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert. In aller Stille versammelten sie sich erstmals im sanierten Schulgebäude. Am 26. April 2002 hatte am selben Ort ihr Mitschüler, der schwarz maskierte Robert Steinhäuser, zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und schließlich sich selbst erschossen. Kaum zehn Minuten dauerte sein Todeszug.
Am Schuleingang legten Direktorin Christiane Alt sowie viele Schüler und Lehrer nun weiße und rote Rosen nieder. In der ganzen Stadt läuteten um 10.58 Uhr die Glocken - zu der Zeit hatte das Unfassbare damals seinen Lauf genommen. Drei Jahre sind seit dem Blutbad vergangen, doch vergessen ist nichts: »Der 16-fache Mord wird ein Menetekel bleiben, an das man sich immer wieder erinnern wird und muss«, sagte Ministerpräsident Dieter Althaus.
Mit Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski und Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge legte er Kränze nieder. Die Erinnerung an das grauenhafte Ereignis stand Schülern und Lehrern ins Gesicht geschrieben. Darunter war auch Rainer Heise, der als Held von Erfurt galt, weil er den Täter damals in einen leeren Raum gesperrt hatte.
Nach einer Feier mit 10 000 Menschen 2003 und einer Schweigeminute im vergangenen Jahr wollte die Schule diesmal unter sich sein und »in kleinen Schritten« zurückkehren. Mit Liedern, Fürbitten und einer Gedenkminute erinnerte die Schulgemeinde an die Opfer. Anschließend sahen sich alle das Gebäude an, das vom Bund für fast zehn Millionen Euro saniert wurde. »Für viele ist es eine Rückkehr, die man sich erarbeiten muss«, sagte Direktorin Alt. Im Juli, vor den Sommerferien, wollen alle aus dem Ausweichgebäude zurück in das alte Gutenberg-Gymnasium wechseln.

Artikel vom 27.04.2005