27.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jeder sechste Tunnel fällt durch

ADAC testet Sicherheit der Röhren - auch Ruhrschnellweg Testverlierer

Köln (dpa/WB). Jeder sechste vom ADAC in 14 europäischen Ländern getestete Straßentunnel ist mangelhaft. Unter den sieben in Deutschland untersuchten Tunnelbauten zählt der Ruhrschnellweg (A 40) in Essen mit der Note »bedenklich« zu den Testverlierern.
Ein ADAC-Tester vermisst die Breite der Fahrbahn: Als »ausreichend« stufte der ADAC den Autobahntunnel der A 44 am Flughafen Düsseldorf ein. Er erfüllt damit bei der Sicherheit die Minimalstandards. Fotos: ADAC

Am schlechtesten schnitten nach dem vom ADAC gestern in Köln vorgelegten Test die italienischen Tunnel San Pellegrino sowie Quarto und Roccaccia auf der E 45 zwischen Cesena und Perugia ab. Sieger waren der Markusberg in Luxemburg und der österreichische Ottsdorf-Tunnel bei Michelberg (A 9, Linz - Graz).
Bester deutscher unter den 49 getesteten Tunneln wurde der 1,1 Kilometer lange Kapplertunnel auf der B 31 von Donaueschingen nach Freiburg. Mit der Note »sehr gut« rangiert er im Gesamtklassement auf Platz 9. Die 2004 fertig gestellte Röhre habe die Tester voll und ganz überzeugt, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer. Mit derselben Note schnitt der Emstunnel (A 31 bei Leer) ab, ein »gut« bekamen der Grenztunnel Füssen und der Ursulaberg auf der B 312 zwischen Reutlingen und Biberach.
Durch den 35 Jahre alten und 1000 Meter langen Ruhrschnellweg-Tunnel rollen täglich 68 000 Fahrzeuge. Der ADAC kritisierte, dass es keine Einschränkungen für Gefahrguttransporte, keine regelmäßigen Notfallübungen und nur schlecht gekennzeichnete Fluchtwege gebe. In zwei bis drei Jahren soll die Röhre jedoch den geforderten Standards entsprechen.
Die ADAC-Tester vergaben 18 Mal die Note »Sehr gut«, 14 Mal »gut« und neun Mal »ausreichend«. Vier Bauwerke rangieren mit »mangelhaft« und »bedenklich« am Ende der Tabelle. Mit »ausreichend« wurden solche Tunnel bedacht, die die EU-Richtlinien und damit laut Meyer »Minimalstandards« erfüllen.
Mit »mangelhaft« wurde neben den drei italienischen Tunneln auch der Croix Rousse in französischen Lyon bewertet. Besondere Besorgnis errege aber der letztplatzierte 1,8 Kilometer lange Roccaccia bei Bagno di Romagna an der E 45, sagte Meyer.
Seit der Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel 1999 testet der ADAC die Sicherheit von Tunnelbauwerken in ganz Europa. Italienische Bauwerke waren in diesem Jahr erstmals dabei. Allerdings konnte der ADAC die Tunnel nicht selbst auswählen. Außerdem weigerten sich die privaten Autobahngesellschaften in Italien, am Test teilzunehmen. Einzige Ausnahme: die Brennerautobahn.
Meyer betonte aber auch, dass selbst die beste Ausstattung wenig nütze, wenn die Verkehrsteilnehmer nicht ihren Beitrag zur Sicherheit leisteten. Die Hauptschuld an Tunnelunfällen trügen die Auto- und Lkw-Fahrer selbst.
Zum richtigen Verhalten im Tunnel gehört:
l Vor der Einfahrt überprüfen, ob genug Kraftstoff im Tank ist
l Radio einschalten undÊ Sender mit Verkehrsfunk wählen;ÊLicht an, Sonnenbrille abnehmen
l Höchstgeschwindigkeit, Verkehrszeichen, Ampeln beachten
l Abstand zum vorderen Fahrzeug einhalten (»halber Tacho«)
l Notausgänge einprägen
l In Tunneln mit Gegenverkehr am rechten Fahrbahnrand orientieren, Mittellinie nie überfahren
l Nie wenden oder rückwärts fahren. Anhalten nur im Notfall und mit Warnblinker.

Artikel vom 27.04.2005