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Bye, bye, Buckley: Borussia hat
seit Samstag sein Ja-Wort

Fans pöbeln beim Training - Skela und der Südafrikaner in der Schusslinie

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Mitleid ist sicher unangebracht. Aber Delron Buckley musste schon ganz schön schlucken, als er mit noch leiserer Stimme als sonst gestern Stellung zu seinem Wechsel zu Borussia Dortmund bezog. »In zwei oder drei Tagen werde ich den Vertrag unterschreiben«, sagte der Noch-Armine.

Die Hoffnung, dass Buckley doch noch in Bielefeld bleibt, ist gleich null. Vor der Mannschaft hat Buckley seinen Abschied von Arminia allerdings noch nicht offiziell verkündet. »Das mache ich auch erst, wenn wirklich alles klar ist.« Der 27-Jährige vermeidet es bewusst, den DSC-Fans noch Hoffnungen auf eine eventuelle Vertragserfüllung zu machen. Schon vor drei Tagen habe er sich nach eigener Aussage für den Wechsel entschieden.
Verzögerungen beim Transfer von Buckley, der für die festgeschriebene Ablösesumme von 425 000 Euro wechseln kann, gründeten sich auf Probleme mit dem Gläubiger-Lenkungsausschuss des finanziell schwer angeschlagenen Vereins. BVB-Sanierer Jochen Rölfs hatte erklärt, dass der Lenkungsausschuss dem Transfer nicht zustimmen werde, es sei denn, der Klub erschließe neue Geldquellen. Rölfs überwacht die Umsetzung des Sanierungskonzepts des mit 90 Millionen Euro verschuldeten Klubs. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte, die Meinungsverschiedenheiten seien ausgeräumt. Erst bei einer Transfersumme von mehr als 500 000 Euro seien Wechsel zustimmungspflichtig.
Am Tag nach dem Gastspiel der Arminen im Westfalenstadion (16. April) trafen sich Buckley, dessen Berater Rob Moore, BVB-Trainer Bert van Marwijk und Sportdirektor Michael Zorc in Dortmund, um über den Transfer zu sprechen. »Der Trainer hat mir gesagt, dass er von mir begeistert sei und ich genau in sein System passe. Dortmund möchte in den nächsten zwei, drei Jahren wieder da hin, wo es sportlich mal war: in die Champions League.«
Für den 15-fachen Bundesligatorschützen spielte die bessere Aussicht auf das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs eine gewichtige Rolle. Auch wenn es in dieser Serie für den Ruhrpott-Klub wohl nur zur Qualifikation für den UI-Cup reicht.
Nicht nur sportlich, auch finanziell muss das Angebot des BVB so verlockend gewesen sein, »dass ich nicht ablehnen konnte«. »Das ist meine Chance«, sagte Buckley. Die Borussen bieten ihm einen Drei-Jahres-Vertrag. »Mindestens«, wie Buckley betonte. Sein Jahresgehalt soll knapp 1,7 Millionen Euro betragen.
Insgesamt seien es, so der Südafrikaner, »Kleinigkeiten«, die den Ausschlag pro Dortmund geben. »Jede Woche vor 80 000 Zuschauern spielen - ich wäre blöd, wenn ich es nicht machen würde. Würde ich zu Nürnberg gehen, könnte ich den Frust der Leute hier ja verstehen.« Gestern musste sich Buckley Pöbeleien der Arminen-Anhänger gefallen lassen, die beim morgendlichen Training zusahen. »Da muss Delron jetzt durch«, kommentierte DSC-Sportchef Thomas von Heesen. Auch auf Ervin Skela, der ja zum 1. FC Kaiserslautern geht, hatten es die Kiebitze abgesehen. »Du Verräter, geh doch am besten jetzt schon nach Lautern. Hau bloß ab hier«, brüllten einige über den Trainingsplatz.
Buckley, das ist nur ein schwacher Trost, hat sich seine Wechsel-entscheidung nicht leicht gemacht. Bei den Aufnahmen vorgestern zur 100-Jahre-Leidenschaft-DVD, die der DSC im Zuge seines runden Geburtstags veröffentlicht, hatte Buckley Tränen in den Augen, als man ihn auf den Transfer ansprach. Gestern gestand er gesenkten Hauptes: »Ich habe die letzten Nächte sehr schlecht geschlafen. Ich weiß ja, was ich hier hatte. Der Verein hat sich große Mühe gegeben. Hier war's einfach schön familiär. Ich habe mich zuhause gefühlt.«
In Dortmund wartet eine andere Fußballwelt auf Delron Buckley. »Aber ich gehe nicht mit weichen Knien. Ich habe zwei Weltmeisterschaften hinter mir.« Und das bisher schönste Jahr seiner Profikarriere.

Artikel vom 27.04.2005