27.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf Kontrollen
wird verzichtet

Schießerei an Schule ohne Folgen

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Die Adolf-Reichwein-Schule (ARS) in Sennestadt hat nicht die Absicht, bei den Schülerinnen und Schülern verschärfte Kontrollen nach Waffen durchzuführen, nachdem es am vergangenen Freitag zu einer Schießerei an der Schulbushaltestelle gekommen ist.
Hält die Eskalation der Gewalt nicht für hausgemacht: Dirk Hanneforth, Leiter der Adolf-Reichwein-Schule.
»Der Schütze stammt ja nicht von unserer Schule, sondern war nur der Freund einer unserer Schülerinnen«, erklärte Schulleiter Dirk Hanneforth. Der 51-jährige Rektor hatte sich zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht in der Schule am Uchteweg aufgehalten und zeigte sich »geschockt«.
Wie berichtet, war es am Wochenende nach Unterrichtsschluss an der Schulbushaltestelle Travestraße gegen 13.25 Uhr zu einem Streit zwischen einer 16- und einer 17-jährigen Reichwein-Schülerin der 10. Klasse deutscher wie türkischer Herkunft gekommen. Über den Hintergrund der Schlägerei machen die Beteiligten widersprüchliche Angaben. Möglicherweise ging es um die Organisation einer Klassenfahrt. In die Auseinandersetzung mischten sich zwei Freunde der Mädchen ein, woraufhin es zu einer größeren Schlägerei kam.
Der 16-jährige Türke, der hinterher über starke Schmerzen im linken Ohr klagte, geht ebenfalls in die Adolf-Reichwein-Schule, »ist aber kein Schlägertyp«, wie Hauptschulleiter Dirk Hanneforth gegenüber dem WESTFALEN-BLATT betonte. Der 19-jährige deutsche Freund der 17-Jährigen, die mit Prellungen ins Krankenhaus gebracht wurde, kam von außerhalb, wollte seine Freundin mit dem Auto abholen. Er zog die Gaspistole und feuerte insgesamt acht Schüsse ab. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen Körperverletzung ein.
Am Montag waren die an der Schlägerei beteiligten Personen nicht in der Schule erschienen. »Ein Mädchen hat sich krank gemeldet«, bestätigte Hanneforth. Außerdem sei es schwierig gewesen, die Anwesenheit exakt zu kontrollieren, da man eine Projektwoche veranstalte, zu der die Klassenverbände aufgelöst werden.
Das Mitführen von Schusswaffen ist laut Schulordnung auch an der ARS strengstens verboten. Sichergestellt wurden laut Hanneforth in der Vergangenheit lediglich Spielzeug-»Kinderpistolen«. Ein Vorfall wie der von der vergangenen Woche ist an der Adolf-Reichwein-Schule, der zweitältesten Ganztagsschule Nordrhein-Westfalens, denn auch bislang nicht vorgekommen.
Um Streitereien zwischen Jugendlichen im Keim zu ersticken, wird Gewalt-Prävention groß geschrieben. Das »Schlichter-Programm OWL« wurde flächendeckend eingeführt.
Warum der 19-Jährige zur Waffe griff und schoss, ist weiterhin unklar. »Offenbar wollte er den anderen drohen«, so Polizeisprecher Michael Waldhecker gestern im WB-Gespräch. Detailliert hat der Beschuldigte sich noch nicht über sein Motiv ausgelassen. Die Gaspistole wurde von der Polizei sichergestellt. Die Ermittlungen dauern noch an. Insgesamt müssen 14 Personen als Zeugen vernommen werden.

Artikel vom 27.04.2005