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Wenn Senioren zur Schule gehen...

Sechs Netzwerk-Mitglieder bereiten mit Vorleseaktion große Freude


Senne (oh). »Schade, dass Opa und Oma nicht auch so schön vorlesen können.« Solche oder ähnliche Seufzer waren nach den beiden »Vorlesestunden« in der Grundheider Schule im Senner Ortsteil Windflöte kürzlich des öfteren zu hören. Die jährlich stattfindenden Lesewochen sind bei den Schülern der Klassen 3 und 4 grundsätzlich sehr beliebt. Auf echte Begeisterung stieß bei den Kindern jedoch jetzt die Idee von Lehrerin Regina Tost, erstmals Senioren zum Vorlesen in die Grundschule einzuladen.
Mindestens ebenso viel Spaß wie ihre kleine Zuhörer hatten auch die Vorleser. Sigrid Liedtke, Margot Reichelt, Doris Kuhlemann, Erika Paul, Friedhelm Lümkemann und Heinrich Eckhardt, alles aktive Mitglieder des Senioren Netzwerks der Christusgemeinde in Senne, waren für eine Mitarbeit an diesem Schulprojekt gewonnen worden.
An zwei Vormittagen rückten sie mit ausgesuchten Büchern unterm Arm an, um daraus jeweils eine Schulstunde lang in den Klassen vorzulesen. »Ich habe erst ein paar Tage lang gebrütet, um einen Roten Faden für die Vorlesestunde zu finden«, sagt Margot Reichelt. Aus Erich Kästners »Emil und die Detektive« las die pensionierte Grundschullehrerin vor - und aus jahrelanger Schulerfahrung wusste sie, dass sie dabei möglichst an einer spannenden Stelle aufhören musste. Damit die Kinder auf diese Weise zum selbstständigen Weiterlesen »verführt« würden.
»Aber ich habe zwischendurch mindestens genauso viel erzählt und gefragt, wie ich vorgelesen habe«, sagt Margot Reichelt. Diese Abwechslung kam gut an bei den Kindern. Regina Tost, Klassenlehrerin der 3b, musste sogar feststellen, dass eine Klasse samt Vorleser noch nicht einmal von der Pausenglocke am Ende der Stunde zu beeindrucken waren.
Nachdem sie die Kinder im Anschluss an die offizielle Vorlesestunde auf dem Pausenhof vermisst hatte, suchte sie nach ihnen - und entdeckte sie samt Vorleser im Klassenzimmer. Dort lauschten sie immer noch gebannt dem vorlesenden Senior und mochten kein Ende finden. Die Lesewochen in der Grundheider Schule, bei denen auch die Kinder selbst vorlesen, ebenso wie alle Lehrer der Schule, enden am heutigen Mittwoch mit einem großen Lesefest für die dritten und vierten Klassen.

Artikel vom 27.04.2005