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Billiglöhne

»Harmonisierung nach oben«


Nach Meinung der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) sind auf deutschen Schlachthöfen und in der Fleischwirtschaft rund ein Drittel der insgesamt 67 000 Arbeitnehmer durch billige Arbeitskräfte - zumeist aus Polen, Tschechien und Ungarn - ersetzt worden. Die NGG spricht von »katastrophalen Zuständen«. Wenn diese nicht geändert werden, will die Gewerkschaft die schwarzen Schafe der Branche öffentlich an den Pranger stellen.
Dies ist bisher nicht geschehen, denn die Gewerkschaft ist hier in einer misslichen Lage. Sie würde Parolenschreiern Vorschub leisten, die mit »Deutschland den Deutschen« auf Stimmenfang gehen.
Losgelöst vom Wahlkampf müssen sich jetzt Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften an einen Tisch setzen, um ein Europa ohne Grenzen als einen sozialen Wirtschaftsraum zu gestalten.
Nicht nur Osteuropa stellt hier ein Problem bei einer sozialpolitischen »Harmonisierung nach oben« dar. So plant angeblich der dänische Fleischkonzern Danish Crown, Standorte in das aus dänischer Sicht »Billiglohnland Deutschland« zu verlagern. Die Gewerkschaften denken bereits an Streik. Gespräche wären besser. Ernst-Wilhelm Pape

Artikel vom 27.04.2005