27.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Modernste Hilfe
nach Schlaganfall

Fachärzte kooperieren in Stroke Units

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Immer noch verstreicht zuviel Zeit, bis Schlaganfallpatienten einen Arzt aufsuchen. Dabei steht im neuen Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) zwei nach modernsten Erkenntnissen arbeitenden Stroke Units zur Verfügung.

Elf Betten stehen zur Verfügung, sechs am Standort Bethel (Gilead), fünf im Johannesstift; beide Häuser fusionierten bekanntlich zu Jahresbeginn zum EvKB. Das um sechs Ärzte und zwei Pfleger auf nunmehr 32 Fachkräfte (davon 20 am Standort Bethel) aufgestockte medizinische Personal arbeitet interdisziplinär, um Patienten optimal versorgen zu können.
Neurologen, Internisten, Neuro- und Gefäßchirurgen, Neurokardiologen und Radiologen ergänzen sich in ihrer Kompetenz: »Wir haben sämtliche Abläufe im Umgang mit Schlaganfallpatienten minutiös durchdacht und verzeichnen inzwischen beachtliche Erfolge«, sagt Prof. Dierk Dommasch, Chefarzt für Neurologie. Die Sterblichkeitsrate konnte von 20 auf fünf Prozent gesenkt werden, und das Team hat die Zahl der nach einem Schlaganfall Pflegebedürftigen halbiert.
Die immer noch kaum bekannten Symptome beim Schlaganfall: halbseitige Lähmungen und/oder Taubheitsgefühl, hängende Mundwinkel, Sprech- und Sehstörungen (»Doppelbilder«), Drehschwindel, stärkste Kopfschmerzen.
Die Mediziner perfektionieren Diagnose und erste Maßnahmen in der Zeit, die vom Auftauchen des Patienten an der Tür der Klinik bis zur gezielten Therapie verstreicht. »In den Stroke Units an beiden Standorten kombinieren wir apparative Maßnahmen mit medizinischer Therapie zur Akutrettung und nachfolgender, langfristiger Kontrolle«, erläutert Chefarzt Prof. Peter Clarenbach, Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, das Konzept. Devise: Wie beim Infarkt mit Blaulicht in die Klinik! Denn wer zu spät kommt, erfährt nicht mehr die volle Wirkung der heute möglichen Therapie.
»Oft sind es die einfachen, früher aber nicht beachteten Dinge, wie richtige Lagerung und Tests zur Schluckfähigkeit, die über Wohl und Wehe der Patienten entscheiden«, sagt der Neurologe Dr. Christoph Hagemeister. Die interdisziplinäre Ausrichtung der Einrichtung, vulgo: die geballte Sachkompetenz ihrer Mitarbeiter, führte schließlich zur Zertifizierung als überregionale Stroke Units. Das lässt auch die Mittel der Krankenkassen reichlicher fließen - schließlich hoffen jährlich 600 Schlaganfallpatienten allein in Bielefeld (regional: 3500) auf schnelle und wirksame Hilfe.

Artikel vom 27.04.2005