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Routiniers
mit Tiefgang und Charisma

»Deine Lakaien« im Ringlokschuppen

Bielefeld (Rga). Stechende Augen, hochtoupierte Haare, und eine tiefe, sonore Stimme sind die Markenzeichen von Alexander Veljanov, die ihm auch an diesem Abend im Ringlokschuppen in dunkler Atmosphäre ein unbeschreibliches Charisma verliehen. Mit seinem Kompagnon Ernst Horn ist er seit nunmehr zwanzig Jahren »Deine Lakaien«, und eine feste Größe der Gothik-Szene.

Alexander Veljanov, der aufgrund seiner dunklen Aura und seinem düsteren Styling jedem modernen Vampirfilm gut zu Gesicht stünde, verstand es, die zahlreichen Anhänger in seinen Bann zu ziehen. Neben seinem im Hintergrund agierenden Partner, dem studierten Schlagzeuger und Pianisten Ernst Horn, setzte sich der charismatische Sänger mit dem schier unheimlichen und kraftvollem Timbre gekonnt in Szene. Veljanows beinahe mystischer Blick und die geschmeidige Gestik wie auch seine langen, schwarzen, zu einem frisurtechnischen Kunstwerk geformten Haare, stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass er der schneidige Star der düsteren, elektronischen Pop-Musik ist.
Dunkle Romantik, gepaart mit organischen Instrumenten und düsteren, elektronischen Versatzstücken, das ist die Melange, die »Deine Lakaien« zu den berühmtesten Vertretern des so genannten Dark Wave werden ließ. Dank der Vermeidung jeglicher Anbiederung an irgendeine Strömung des Zeitgeistes, des Ideenreichtums des Komponisten Ernst Horn, und nicht zuletzt der charismatischen Stimme Veljanovs ist das Duo ein derart erfolgreiches Aushängeschild ihres Genres, dass es die Grenze zum Mainstream längst überschritten hat.
Obwohl sie, abgesehen von experimentellen Ausflügen, dem Einfluss von Industrial und kurzeitiger Anbiederung an den Mainstream gegen Ende der Neunziger, alles andere als innovativ oder modern sind, halten sie doch ein beständig hohes Niveau. Zeitlose Perlen wie »Dark Star«, dem Lied, das 1991 die Clubs eroberte, oder der aktuellen Single »Over and done« halten alte Fans bei der Stange, so dass gut gefüllte Hallen garantiert sind.
In diesem Sinne ließen sich selbst die frühen Stücke des Duos auch nach etlichen Jahren noch genießen. Mit dem Ausruf »Dann soll es wohl weiter gehen!« schien es, als hätte lediglich Alexander Veljanow ein wenig die Lust verloren, die Wünsche nach altem Material zu erfüllen. Doch ganz Profi erfüllte er die Wünsche der Menge und präsentierte zum Ende der zweiten Zugabe mit »Deine Lakaien« den allseits erwarteten Höhepunkt des Abends: »Love me to the end«.
Der Vortrag von »Deine Lakaien« beinhaltete zwar weder eine besonders große Vielfalt, noch den Hang zu Experimenten oder großen Überraschungen, lag dafür aber auf einem konstant hohen Niveau.
Das zarte Piano des Pianisten Ernst Horn, die betörenden Violinen wie auch das Cello, sowie der Gesang Veljanovs, fügten sich in ein prächtiges Spiel aus Melancholie und Intensität zusammen.

Artikel vom 26.04.2005