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»Koch' es, schäl'
es oder vergiss es«

Vor dem Start zu exotischen Urlaubszielen den Impfschutz prüfen

Rund 25 Millionen Menschen starten jedes Jahr aus Deutschland in ihren Traumurlaub am Mittelmeer oder in den Tropen. Auf der Suche nach Sonne, Strand und Meer steuern deutsche Touristen immer fernere und exotischere Ziele an. Doch gerade Fernreisen bergen gewisse gesundheitliche Gefahren. Wer sich gut vorbereitet und gezielte Vorsorge-Maßnahmen trifft, kann das Erkrankungsrisiko im Urlaub deutlich senken. Umso erschreckender ist, dass ein Großteil der Urlauber die Reise offenbar ohne Vorbereitung antritt.

Etwa 40 Prozent der Fernreisenden fahren ohne jegliche gesundheitliche Vorsorge in den Urlaub. Dies ergab eine Untersuchung im Auftrag der Europäischen Kommission für Reisen und Gesundheit (ETHAB). Befragt wurden Reisende auf großen europäischen Flughäfen, die auf dem Weg zu beliebten Urlaubzielen wie zum Beispiel Thailand, Ägypten und Marokko waren. Viele hatten sich weder um Impfungen und Malaria-Vorbeugung gekümmert, noch wollten sie sich beim Essen an die Kolonialregel »Koch es, schäl es oder vergiss es« halten.
Gefährlicher Leichtsinn -Ê zählen doch diese Länder zu den Regionen mit erhöhtem Risiko für Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Hepatitis oder Malaria. Gerade die hochansteckende Leberentzündung Hepatitis A ist in fast allen klassischen Urlaubsländern eine Gefahr für Touristen. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts ist Hepatitis A die häufigste Reisekrankheit nach Durchfall und Erkältungen. Jedes Jahr bringen Tausende Urlauber die Leberinfektion mit nach Hause. Die meisten haben sich über verunreinigte Speisen oder Trinkwasser angesteckt. Fieber und Gelbsucht plagen die Betroffenen, bevor die Krankheit nach bis zu sechs Monaten schließlich ausheilt. Das Robert Koch-Institut empfiehlt deshalb für alle, die in entsprechende Gebiete reisen, sich gegen Hepatitis A impfen zu lassen.
Noch gefährlicher ist jedoch die Hepatitis B, die ebenfalls beinahe weltweit verbreitet ist und mittels infizierter Körperflüssigkeiten übertragen wird. Todesfälle kommen relativ selten vor, doch die Krankheit verläuft bei Erwachsenen in fünf bis zehn Prozent der Fälle chronisch und kann dann zu einem späteren Zeitpunkt zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Völlig unverständlich ist laut Meinung von ETHAB-Mitgliedern, dass Touristen sich der Hepatitis-Gefahr aussetzen, obwohl man sich auf einfache Weise wirksam schützen kann. Denn auch gegen Hepatitis B gibt es eine Impfung. Sinnvoll ist eine Kombinationsimpfung, die gleichzeitig vor Hepatitis A und B schützt und im Normalfall zehn Jahre lang wirkt. Darüber hinaus sollten bei allen Reisenden die Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und gegebenenfalls Polio noch aktuell sein. Liegt die letzte Auffrischimpfung länger als zehn Jahre zurück, ist es Zeit für eine erneute Auffrischung.
Gegen eine tückische Gefahr für Touristen gerade in tropischen Regionen gibt es dagegen trotz intensiver Forschung noch keine Impfung: die Malaria. Ganz schutzlos ist der Reisende ihr dennoch nicht ausgeliefert: konsequenter Mückenschutz und Anti-Malaria-Mittel minimieren das Risiko für den Ausbruch der Tropenkrankheit Nummer eins.
Es zahlt sich aus, vor jedem Urlaub ein wenig Zeit zu investieren, um sich zu informieren und die Vorsorge zu planen. Ansprechpartner sind die Tropeninstitute oder reisemedizinisch fortgebildete Ärzte. Eine Liste solcher Ärzte fmdet sich im Internet unter www. frmweb.de. Tagesaktuelle Informationen über Gesundheitsvorsorge für die einzelnen Urlaubsländer gibt es unter www.fit-for-travel.de.

Artikel vom 03.06.2005