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Schätze im Berg locken noch immer
Früher wurde im Pinzgau Kupferkies abgebaut, heute sucht man Edelsteine
Bevor der Tourismus mit Festspielen, Wanderwochen und Radlspaß auf dem Tauernradweg Einzug in den Oberen Pinzgau hielt, lebten die Menschen zwischen Zell am See und Gerlospass von Landwirtschaft und Bergbau.
Mehr als 500 Jahre lang fuhren die Menschen in die Hohen Tauern ein, um Kupferkies abzubauen. Der »Filzdeckel« schützte den Kopf, das »Arschleder« Nieren und Blase vor Kälte und Feuchtigkeit in den Stollen.
Hans Lerch ist einer der Führer, der Touristen durch das Schaubergwerk Hochfeld am Sulzbach führt. Eine knappe Stunde dauert der Aufstieg, dann geht es mit Helm und Parka in den Berg hinein. Wo heute Höhlenspinnen ihre Kokons bewachen und Wassertropfen durchs Gestein plätschern, knechteten früher Bergleute, bauten nur mit Schlägel und Eisen, später auch mit Hilfe von Schwarzpulver Erz ab.
Enge, niedrige Gänge und steile Leitern verlangen den Besuchern viel ab, doch Hans Lerch versteht es, die Mühsal durch spannende Geschichten zu erleichtern. Er berichtet von Hauern, die mit nachlassender Leistungsfähigkeit im Alter zu Wagenschiebern, so genannten Hundsstößern, wurden. Daher stammt der Begriff »auf den Hund gekommen«. Aber die meisten Bergleute wurden gar nicht alt. Auf einem Grabstein in der Nähe steht geschrieben: »Im hohen Alter von 48 Jahren«.
Doch nicht nur Erze kommen in den Hohen Tauern vor. Vor 100 Jahren sammelte der Hirtenbub Alois Steiner aus Bramberg Glitzersteine und verkaufte sie an Touristen. Sein Sohn professionalisierte die Suche nach Smaragden, Bergkristallen, Turmalinen und anderen Mineralien. Andreas Steiner führt Touristen auf mehrstündigen Wanderungen durch das im Nationalpark Hohe Tauern gelegene Habachtal, wo das Gestein im Flusswasser gesiebt wird. Mit etwas Glück bleibt ein Smaragdsplitter übrig. Im benachbarten Kärnten oder Osttirol ist das Mineraliensammeln strafbar.
Die Sammlungen von Steiner und Kurt Nowak aus Wald sowie im Heimatmuseum von Bramberg bilden heute eine Touristenattraktion im Oberen Pinzgau. Allerdings hat der Sommertourismus stark nachgelassen, wie Hotelier Sepp Gassner aus Neukirchen beklagt. Im Winter wird heute der Großteil des Jahresumsatzes erzielt. »Vor 15 Jahren haben wir noch täglich 200 Mittagessen serviert«, heute nehmen sich die Touristen die Jause im Rucksack mit. Denn wer morgens mit dem Nationalparktaxi in die herrliche Bergwelt der Hohen Tauern fährt und wandert, hat erst am Nachmittag wieder eine Möglichkeit zur Rückkehr. Der Nationalpark soll so autofrei wie möglich bleiben. Darauf legt auch der Alpenverein großen Wert, der kritisiert, dass immer mehr Taxilizenzen ausgegeben werden. Thomas Albertsen

Artikel vom 30.04.2005