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Flip und Klara packen es!
Eine amüsante Geschichte von Flecken und Chaos
Verkehrte Welt? Hier wird man nämlich bestraft, wenn man sich nicht schmutzig macht. Lest mal selbst!
Flip rannte wütend nach draußen. Auch das noch, dachte er und versuchte vergeblich, nicht zu weinen. Aber es half nichts, und so wuschen die Tränentropfen die einzigen Flecken, die Flip am Vormittag gesammelt hatte, aus seinem Hemd.
»Ich bin wirklich der schlechteste Fleckenzwerg aller Zeiten«, schluchzte er und setzte sich ausgerechnet auf den einzig sauberen Stein auf dem Schulhof. So konnte er auf keinen Fall nach Hause gehen.
Sein Vater würde meckern und seine Mutter wäre entsetzt, weil Flip mal wieder so schlecht in der Schule war. Im Gegensatz zu ihm kam seine große Schwester Froni jeden Mittag mit Hosen nach Hause, die nicht nur zerschlissen, sondern auch fantastisch verdreckt und übel riechend waren. Flip dagegen schaffte meist nur, sich mit Wasserfarben- oder Mineralwasserflecken zu bekleckern, und letzte Woche war er sogar aus Versehen in die Waschmaschine geplumpst. Als er schrecklich sauber und duftend wieder heraus gekrabbelt kam, schüttelten seine Eltern die Köpfe und forderten von ihrem Sohn, sich endlich mehr anzustrengen. Andernfalls würde er seinen Schmuddel-Schulabschluss in Fleckenkunde niemals schaffen.
Entmutigt hockte Flip auf dem Schulhof, als er plötzlich Klara Kleckermäulchen mit hängendem Kopf aus der Eingangstür kommen sah. »Nanu«, wunderte er sich, denn Klara war mit Abstand die beste Schülerin in seiner Klasse. Erst gestern hatte sie einen Karottenfleck gezaubert, dem kein Kochwäschegang etwas anhaben konnte. Flip konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ausgerechnet Klara den Kopf hängen ließ.
»Mit so einem guten Zeugnis kann man doch keine schlechte Laune haben!«, rief Flip und deutete auf das Blatt, dass Klara in den Händen hielt.
»Ich trau mich trotzdem nicht nach Hause«, antwortete sie und verriet, dass sie zwar gut im Fleckenmixen war, zu Hause aber Ärger mit ihrer Mutter hatte, weil sie ständig vergaß, Unordnung in ihrem Zimmer zu machen.
»Gestern erst hatten wir einen Streit deswegen und heute Morgen habe ich schon wieder vergessen, meine Schulbücher durcheinander zu werfen und meine Socken zu verknoten!«, klagte sie.
»Tja, Unordnung zu machen schaffe ich, aber so tolle Flecken wie Du werde ich niemals machen können!« »Papperlapapp!«, sagte Klara und kramte ihren Fleckenmischkasten hervor. »Das ist doch gar nicht so schwer!«
Sie zog Flip zu sich auf die matschige Wiese und zeigte ihm, wie man durch gekonntes Mischen und Klecksen die tollsten Flecken zaubern kann. Flip war beeindruckt, wie einfach es mit Klaras Hilfe war. Es machte ihm sogar Spaß, und so erfanden sie zusammen sogar ganz neue, eklige Rote-Beete-Schmuddelflecken und Blaubeerpampenspritzer.
Glücklich betrachtete Flip seine bekleckerten Klamotten, strahlte und reichte Klara seine dreckige Hand.
»Und jetzt gehen wir zu dir und schaffen mal ein ordentliches Durcheinander!«, sagte er und freute sich. Hand in Hand lief er mit Klara nach Hause und erzählte ihr von seinen Kinderzimmerchaosplänen.

Artikel vom 07.05.2005