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Das Leben wird umgekrempelt

Axel Prahl in seinem neuen Fernsehfilm »Der Grenzer und das Mädchen«

Kerstin ƊHeyde
ARD, 20.15 Uhr: Er wird immer wieder für einen Ossi gehalten. Dabei stammt Axel Prahl eigentlich aus Eutin in Schleswig-Holstein. In Filmen wie »Die Polizistin« oder »Halbe Treppe« hat er den Ostdeutschen nur gespielt - offenbar so glaubwürdig, dass man gespannt sein darf, wie der 45-Jährige heute in seinem neuen Fernsehfilm »Der Grenzer und das Mädchen« überzeugt.
Grenzüberschreitung: Müller (Axel Prahl) hat sich bei der Jagd nach Lippa (Margerita Breitkreiz) verletzt. Jetzt wird der deutsche BGS-Beamte über die Grenze mitgenommen, um verarztet zu werden.Foto: ARD

Diesmal verkörpert er zur Abwechslung einen westdeutschen BGS-Beamten. Kein Problem für den Profi, denn Polizisten hat Axel Prahl noch öfter gespielt als Ostdeutsche. Sein populärster Gesetzeshüter ist zweifellos der mürrische »Tatort«-Kommissar Frank Thiel, der sich ständig mit Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) kabbelt. Aktuell wird in Münster der siebte Fall des Duos inszeniert. In »Der doppelte Lott« müssen Thiel und Boerne einen Mordanschlag auf den Münsteraner Bürgermeister-Kandidaten aufklären.
Prahl hat großen Spaß bei den Dreharbeiten, betont aber auch, dass der »Tatort« für ihn reine Unterhaltung sei. Seine eigentliche Bestimmung sehe er darin, Filme wie »Der Grenzer und das Mädchen« zu machen, in denen gesellschaftliche Themen ernsthaft aufgearbeitet würden.
In diesem Fall inszenierte Regisseur Hartmut Schoen ein Drama über Schleuserbanden an der polnisch-ukrainischen Grenze - wegen der Visa-Affäre höchst aktuell. Der Film erzählt die Geschichte des liebenswerten und diensteifrigen Grenzers Müller, der seine polnischen Kollegen auf Westniveau trimmen soll. Da begegnet er der lebenshungrigen Fluchthelferin Lippa (Margarita Breitkreiz), die sein spießiges Leben gehörig umkrempelt. Autor und Regisseur Hartmut Schoen nimmt sich viel Zeit, die Geschichte zu erzählen. Einige Landschaftsaufnahmen wirken durchkomponiert wie für die große Leinwand. Für Margarita Breitkreiz ist es die erste große Fernsehrolle, die sie mit spürbarem Theaterkönnen umsetzt.
Auch der »Tatort« sei ihm wichtig, meint Axel Prahl. Nicht nur, weil er ihm ein festes Einkommen sichert: »Ich habe dadurch eine Hausnummer, die Leute kennen mich.« Allerdings wissen sie manchmal nicht genau woher, denn der 1,65 Meter kleine Mime wirkt unscheinbar, ist kein typischer Star.
»Häufig grüßen mich Menschen auf der Straße, weil sie glauben, sie kennen mich aus ihrem privaten Umfeld«, erzählt der Schauspieler. Als es einer mal etwas genauer wissen wollte, entgegnete Prahl, dass er ihn wahrscheinlich aus dem Fernsehen kenne, woraufhin sein Gegenüber in Gelächter ausbrach und meinte: »Den Spruch muss ich mir merken.«

Artikel vom 27.04.2005