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BAR-Honda vor
dem WM-Aus

Unerlaubte Zusatztanks benutzt?

London (dpa). Die Formel 1 steuert möglicherweise auf einen Riesenskandal zu. Das britisch-japanische Team BAR-Honda soll beim »Großen Preis von San Marino« am Sonntag einen nicht gemeldeten und damit unerlaubten Zusatztank am Wagen des drittplatzierten Jenson Button angebracht gehabt haben.

Wie die Fachzeitung »Auto, Motor und Sport« (ams) am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe berichtete, soll Technik-Chef Geoff Willis die Rennkommissare sogar belogen haben, nachdem diese beim Wiegen des BAR-Boliden Unregelmäßigkeiten festgestellt hatten.
Der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, Max Mosley, machte bereits unmissverständlich klar, dass bei einer Überführung der möglichen Täter diese ausgeschlossen würden. Damit könnte für BAR-Honda die Saison am 4. Mai schon vorbei sein, wenn die FIA-Berufungsinstanz tagt.
»Wenn jemand beim absichtlichen Betrug erwischt wird, wird er von der WM ausgeschlossen - egal, wer es ist«, kündigte Mosley an. Vor 10 Jahren war Toyota wegen eines Regelverstoßes bei der Rallye-WM für zwei Jahre suspendiert worden.
FIA-Chefkommissar Charlie Whiting soll durch die schnellen Rundenzeiten im Training und das lange Ausharren der beiden BAR- Hondas auf der Strecke bis zum ersten Tankstopp misstrauisch geworden sein. Beim ersten Wiegen erreichte Buttons Auto inklusive des Piloten zulässige 606,1 kg. Komplett leer gepumpt brachte der Renner nur noch 594,6 kg auf die Waage - das Mindestgewicht beträgt aber 600 kg.
Whitings Frage, ob sich ein Zusatztank am Wagen befände, verneinte Technik-Direktor Willis. Daraufhin sollen die FIA-Kommissare den Wagen mit einem Endoskop untersucht haben und auf ein weiteres Sprit-Reservoir gestoßen sein. Zwar ist ein solcher zusätzlicher Tank nicht generell verboten. Er muss für FIA in den vor der Saison überreichten Zeichnungen kenntlich sein.
Buttons Bolide war durch den Zusatztank mit weiteren 13,5 Litern Benzin ausgerüstet. Der 10 kg wiegende Treibstoff wurde im Rennen verbrannt, so dass der Wagen leichter wurde und laut »ams« pro Runde vier Zehntelsekunden schneller sein konnte.

Artikel vom 27.04.2005