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Noch kann Arminia den
Punkterekord knacken

Verstaubte Bestmarken gelangen vor 20 Jahren

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Geschichte geschrieben haben die Arminen im Jahr ihres 100. Geburtstages bereits. Bielefelds Profi-Fußballer im DFB-Pokal-Halbfinale - das gab es noch nie.
Trainer Horst Köppel: Mit ihm stürmte Arminia 1982 bis an die Bundesliga-Tabellenspitze. Foto: Reuters

Doch auch die Bundesliga-Saison kann noch in die Klub-Historie eingehen. Passend zum Jubiläum ist es dem Geburtstagskind möglich, seine beste Erstliga-Spielzeit aller Zeiten abzuliefern.
Wer nach dem bisherigen DSC-Rekord sucht, muss in der Chronik schon 21 Jahre weit zurückblättern. 1984 führte Karl-Heinz Feldkamp die Arminen auf Platz acht, den eine Spielzeit zuvor auch Vorgänger Horst Köppel schon erreicht hatte. Feldkamp buchte 33 Punkte, Horst Köppel 31.
Hochgerechnet auf die heutige Drei-Punkte-Wertung wären das 45 bzw. 43 Zähler gewesen. Beide Marken wurden von den Ostwestfalen seither nicht wieder erreicht - ebensowenig wie die erstklassige Tabellenposition. Nun kann Arminia zumindest den Punktestand steigern. 39 holte die Mannschaft bisher - fehlen also zwei Siege und ein Unentschieden, um 46 zu erzielen.
Dazu bleiben dem zuletzt eher schwächelnden Tabellenelften im Liga-Endspurt genau 270 Minuten. Gegen Schalke, in Rostock und gegen Wolfsburg haben es die Bielefelder in der Hand, den längst verstaubten Top-Wert nach mehr als zwei Jahrzehnten endlich zu knacken. Das sollte für die Spieler ein Ziel sein - auch wenn es vielleicht nicht mehr zum UI-Cup reicht.
Den gab es in den Achtziger Jahren noch nicht. Für Platz acht konnten sich die Bielefelder zu der Zeit nichts kaufen - außer Beachtung. Legendär war die Saison unter Köppel. Der ehemalige Nationalspieler aus Stuttgart legte 1982 mit Arminia los wie die Feuerwehr. Zu Beginn waren die Bielefelder im unwiderstehlichen Alm-Rausch und sogar für zwei Spieltage »Deutscher Meister«. Doch dass Platz eins ein bisschen viel des Guten war, begriffen sie alsbald. Zum Beispiel im Dortmunder Westfalenstadion: Da hatte der beklagenswerte Schlussmann Oli Isoaho aus Finnland am Ende seines Arbeitstages elf Mal den Ball aus dem Netz gefischt.
Kurios war damals die Torfolge. Frank Pagelsdorf hatte Arminia in Führung gebracht, und auch mit dem 1:1 beim Halbzeitpfiff war in der Partie bei den Schwarz-Gelben für die Blauen noch alles im grünen Bereich. Danach brachen alle Bielefelder Dämme. Das in erster Linie von Manfred Burgsmüller inszenierte Scheibenschießen der Borussen auf den DSC-Kasten endete erst wieder beim Stand von 11:1. Trainer Köppel saß mit gefalteten Händen flehend auf der Bank. Er bekannte später, welche Qualen er gelitten hatte: »Jedes Tor war wie ein Stich.«
Arminia steckte die Packung sofort weg, schlug eine Woche später auf der Alm Schalke mit 3:2 und wurde zum guten Schluss Achter. An Stelle des zum Deutschen Fußball-Bund wechselnden Köppels »verteidigte« Feldkamp ein Jahr später diesen Platz. Einen einstelligen Rang hat nun auch Uwe Rapolder im Visier, dazu müsste die Mannschaft allerdings noch am 1. FC Kaiserslautern, Hannover 96 und am VfL Wolfsburg vorbei. Ganz schwer, vielleicht trotzdem nicht unmöglich. Die Aussicht auf den neuen Punkterekord müsste Arminia im Saisonfinale noch einmal beflügeln.

Artikel vom 03.05.2005