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Ganz einfach: Fahrt doch mal hin!

Dirk Sager verabschiedet sich aus Russland mit einem Zweiteiler


ZDF, 20.15 Uhr: Dirk Sager, bis Ende März Leiter des ZDF-Studios in Moskau, präsentiert nach 17-jähriger Tätigkeit in Russland sein journalistisches Abschiedsstück. Heute und am 3. Mai läuft sein Zweiteiler »Königsberg - ferner, fremde Heimat«.
Sein Film zeigt die Schönheiten der ostpreußischen Landschaft auf, die auch die Zeitläufte nicht haben zerstören können. Aber Sager führt zugleich in eine ökonomisch äußerst bedrängte Stadt. Das 1993 begonnene Experiment einer Sonderwirtschaftszone muss inzwischen als gescheitert angesehen werden, erläutert der Autor.
Nur die Niederlassung von BMW, die hier ihre Wagen montiert und zollfrei ins übrige Russland exportiert, floriert unter der schützenden Hand der Kremlherren, die so billiger zu ihren Lieblingswagen kommen. Andere aus Deutschland angeworbene Unternehmen gingen an Desinteresse und organisatorischem Chaos rasch wieder kaputt.
»Vielleicht wird Königsberg mal wieder deutsch. Dann gibt es hier Ordnung«, sagt eine Blumenfrau in dem Film. Auch die Ordensritter, die einst vor 750 Jahren Königsberg gründeten, werden nicht mehr verteufelt. Im Gegenteil: Junge Leute, sonst Journalisten, Banker, Manager, streifen sich in ihrer Freizeit Rüstungen über.
Und Königsbergs Gouverneur verweist auf den Bericht eines jüdischen Musikers, der als junger Mann sowohl die NS-Schrecken wie den sowjetischen Einmarsch mit allen fürchterlichen Folgen erlebte: »Kein Wort davon darf gestrichen werden.« Welche Botschaft der Film über die Einzelinformationen hinaus verkündet? Dirk Sager: »Ganz einfach: Fahrt hin! Sucht die Nähe der Menschen dort! Es lohnt sich, wenn diese Stadt erhalten bleibt und nicht allmählich im Chaos versinkt.«

Artikel vom 26.04.2005