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Der Albtraum ist vorbei: Große
Gefühle bei Michaels-Beerbaum

Beim Weltcup der Reiter in Las Vegas hält sie die Zügel fest in der Hand

Las Vegas (dpa). Ehemann Markus war in Las Vegas natürlich der erste Gratulant. »Ich bin unheimlich stolz auf dich. Du bist die Größte«, flüsterte er Meredith Michaels-Beerbaum beim Siegerküsschen zu.
Trotz eines Abwurfs im ersten der beiden abschließenden Umläufe gewann die Springreiterin aus Thedinghausen mit ihrem Wallach Shutterfly das Weltcup-Finale - genau 16 Tage nach der Einstellung ihres Dopingverfahrens. »Mein größter Triumph kommt zur richtigen Zeit. Er ist ein Segen und tut meinen Gefühlen gut. Ich hätte keine bessere Entschädigung bekommen können für all den Ärger, den ich hatte«, sagte die 35 Jahre alte, gebürtige Kalifornierin.
Mit ihrem Sieg bei der inoffiziellen Hallen-WM und einem Preisgeld von 127 879 Dollar krönte sie eine Teamleistung, die es so bei einem Weltcup-Finale noch nie gab. Hinter Michael Whitacker (Großbritannien) mit Portofino (7 Fehlerpunkte) folgten Lars Nieberg (Homberg) mit Lucie und Marcus Ehning (Borken) mit Gitania (beide 9) auf dem geteilten dritten Rang. Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Cash (15) wurde Achter, Alois Pollmann-Schweckhorst (Warstein) mit Candy (16) Neunter, Ehemann Markus Beerbaum (Thedinghausen) mit Constantin (17) Elfter und Schwager Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Couleur Rubin (18) Zwölfter.
»Das ist einfach fantastisch«, befand Bundestrainer Kurt Gravemeier. Ein besonderes Lob hatte er für das Siegerpaar: »Meredith und Shutterfly passen perfekt zusammen. Wie sie den Parcours gemeistert haben war genial.« Im ersten Umlauf hatte Michaels-Beerbaum noch für eine Schrecksekunde gesorgt, als sie am Aussprung der Dreifach-Kombination patzte. In die finale Prüfung ging sie wie Rodrigo Pessoa (Brasilien) mit Baloubet du Rouet mit vier Fehlerpunkten. Doch im Gegensatz zum Vorjahr in Mailand, als sie den Gesamtsieg vergab, behielt sie die Zügel fest in den Händen.
Während sich Pessoa zwei Abwürfe leistete und Neunter wurde, meisterte Michaels-Beerbaum die Hindernisse »abgebrüht und eiskalt«, wie Gravemeier fand. Ohne ihren Mann Markus hätte sie es nicht geschafft, gab die Gewinnerin zu. »Wir sind ein Team. Mein Erfolg ist seiner und umgekehrt«, sagte Michaels-Beerbaum, die seit 1998 mit Markus verheiratet ist.
Nach dem zweiten Platz von Mailand hatte ein turbulentes Jahr begonnen. Zunächst wurden die positiven Doping-Proben von Mailand bekannt, sie wurde nicht für Athen nominiert. Im Herbst gewann sie die Riders Tour, das Top-Ten-Finale in Genf und übernahm zur Jahreswende als erste Reiterin die Spitze der Weltrangliste. Vor zweieinhalb Wochen schließlich wurde das Doping-Verfahren wegen eines Verfahrensfehlers eingestellt. «Seit ich diesen Albtraum los bin, kann ich befreit reiten. Der Erfolg beweist es.«

Artikel vom 26.04.2005