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AStA will ein
Wort mitreden

Von Laura-Lena Förster
Die Uni-Halle braucht Hilfe. Oder doch nicht? An dieser Frage scheiden sich derzeit zwar nicht die Geister, aber das Ästhetische Zentrum und der Allgemeine Studentenausschuss (AStA). Ersteres hat bereits im Dezember dem Rektorat einen Modernisierungsplan vorgelegt. Nach dem Sommersemester sollen die Maßnahmen umgesetzt werden. Eigentlich. Wäre da nicht der AStA. Der ist mit den meisten Vorschlägen so gar nicht einverstanden. Und feilt deshalb an einem Alternativ-Konzept.

Die Diskussion ist nicht neu. Die Vorgehensweise schon. Wurde in der Vergangenheit - der Härtefall »Halle« beschäftigt die Uni seit fünf Jahren - erst geredet und dann geschrieben, lief es nun anders herum. Ende vergangenen Jahres legten Helga Weinmann, Prorektorin für Organisationsentwicklung, und Dr. Heike Piehler, wissenschaftliche Projektleiterin des Ästhetischen Zentrums, dem Rektorat einen Plan zur Steigerung der Attraktivität und Funktionalität des kommunikativen Zentrums vor. Dieses begrüßte und bewilligte das Vorhaben und versicherte zugleich, die notwendigen Beträge (95 740 Euro für 2005 und 24 000 Euro für 2006) aus den Mitteln der Finanzautonomie bereit zu stellen. Mit der Umsetzung des Konzepts sollte danach »umgehend begonnen werden«.
Nicht aus Sicht des AStA. Dessen Mitglieder kritisieren, bevor es überhaupt um inhaltliche Fragen geht, die Art des Verfahrens. Erstens, dass die Papiere dem AStA selbst so spät, nämlich im Januar, zugestellt wurden. Zweitens die Wahl der an der Bearbeitung beteiligten Personen. Drittes die fehlende öffentliche und damit den studentischen Gruppen zugängliche Präsentation. »An der größten Statusgruppe wurde einfach so vorbeigeplant«, sagt Christian Baier, Referent für Hochschul- und Bildungspolitik.
Warum der AStA nicht früher informiert wurde? Dr. Heike Piehler versucht es zu erklären: »Wir wollten erst die Finanzierung sichern.« Keinesfalls habe man beabsichtigt, die Studenten und deren Vertreter zu hintergehen. »Letztlich geht es ja um ihre Bedürfnisse«, sagt sie.
So viel zu den methodischen Knackpunkten. Kaum geringer zu Buch schlagen die begrifflichen Probleme. Beispielsweise das Wort »Ästhetik«. Eben jenes Zentrum, das sich für Kunst und Kultur an der Uni einsetzt und dessen Absicht im Namen steckt, verwendet es immer mal wieder. Sei es, um das Gesamtbild der Halle im Endergebnis zu charakterisieren. Sei es, um den Zustand der Bänke zu bewerten. Der ästhetische Anspruch ist entscheidend. Im Fall der Sitzgelegenheiten steht er allerdings noch aus.
Der AStA lehnt diesen kleinen, aber feinen Begriff ab. »Mit ihm wird wohl eher aus taktischen Gründen als aus ernsthaften Erwägungen operiert« (Zitat Arbeitspapier). Und weiter: »Der Gebrauch von Ästhetik muss (É) als operatives Anhängsel eines Marketing-Konzeptes identifiziert werden und dient funktional lediglich der Legitimationsbeschaffung.« Diesem »technisch-zweckrationalen Agitieren« könne der AStA andere Konzepte entgegenstellen.
Eines ist nun in der Mache. Und noch mehr. Eine Veranstaltungsreihe von bis zu drei Tagen haben die Mitglieder bei Bedarf angedacht, um den Studenten die Pläne des Ästhetischen Zentrums näher zu bringen. Und natürlich auch, um Alternativen zu entwickeln. »Bevor wir ein Papier zur Hallenmodernisierung vorlegen, werden wir erst allen Fachschaften und anderen organisierten Gruppen, Studenten und Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, Ideen einzubringen«, versichert Christian Baier. Denn: »Ja, wir wollen etwas verändern.«
Mit einigen Punkten, wie der Erneuerung der Beleuchtung, dem Aufstellen zusätzlicher fester Tische mit Hockern auf der Galerie sowie der Begrünung der Halle, sei man durchaus einverstanden. Die Art des Vorgehens und auch die Formulierung, in der das Ästhetische Zentrum verwahrlost wirkende Wände als Folge des unstrukturierten Überangebots bemerkt, sind nach Ansicht des 25-Jährigen indiskutabel.
Wie es jetzt weiter geht? Christian Baier erklärt den Fahrplan: »Wir haben mit dem Rektorat abgemacht, dass bis zum Ende des Sommersemesters ein eigenes Konzept des AStA vorliegt.« Dann werde man sich noch einmal zusammensetzen und abgleichen. Unter anderem mit Dr. Heike Piehler. Die Initiatorin zeigt sich kooperativ: »Ohne den AStA würden wir einen Modernisierungsplan nicht umsetzen. Das ist praktisch eine moralische Verpflichtung.«

Artikel vom 03.05.2005