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Zurück in die Zukunft

Aus HSG Bielefeld soll wieder TSG Altenhagen-Heepen werden

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Eine erste Konsequenz des Abstieges in die Viertklassigkeit: Die HSG Bielefeld soll in der Handball-Oberligasaison 2005/06 wieder als TSG Altenhagen-Heepen an den Start gehen. Mit diesem Vorschlag prescht Heinrich Rödding heute Abend vor, wenn in der ersten Vorstandssitzung unter den neuen Voraussetzungen erste Entscheidungen gefällt werden. »Das hat was mit Identifikation zu tun. Die Argumente, die mal inhaltlich für die HSG gesprochen haben, kann man im Moment keinem verkaufen«, bezeichnet Rödding seine Offensive als »zwangsläufig. Die Argumente für die HSG gelten nicht mehr«.

Aus Plan B ist nun Plan A geworden. A wie Abstriche, auf die sich jeder, der dem Klub die Treue halten will, einstellen muss. Die HSG ist spät dran und hat sich folglich einen strengen Zeitrahmen gesetzt, um die Personal- und Etatplanungen zu fixieren. Da alle bisher abgeschlossenen Verträge bloß für die Regionalliga und nicht ausdrücklich für die Oberliga gelten, muss komplett neu verhandelt werden. Einzig die drei A-Jugendlichen Florian Korte, Till Deutschmann und Jan-Henrik Werner bilden aktuell den neuen Kader.
»Wir werden alle Positionen kritisch beäugen. Alles ist völlig offen«, kündigt Rödding eine sorgfältige Aufarbeitung der verkorksten Saison an. Für die Position des Trainers bleibt Heiko Holtmann erster Ansprechpartner; womöglich klärt sich heute, ob der Neuaufbau unter seiner Regie stattfindet oder eben nicht.
Röddings Grundstimmung ist Zuversicht. »Ich erfahre von vielen Seiten eine deutlich positive Zustimmung. Die Akzeptanz für die Oberliga wächst«.
Eine erste perspektivische Entscheidung ist bereits für den Bereich der 2. Mannschaft gefallen. Die Nachfolge des ausscheidenden Bezirksliga-Trainers Heinrich Rödding übernimmt mit Joachim »Atze« Lippert ein Coach aus dem eigenen Lager.
Rang fünf nach fünf Spieltagen (6:4 Punkte) bedeutete die Spitzenplatzierung der HSG Bielefeld. Die heimschwächste Mannschaft der Regionalliga West stand aber ab November 2004 nahezu durchgängig auf einem Abstiegsplatz - insgesamt 15 Spieltage lang. »Der Knackpunkt war nicht das Gladbach-Spiel«, meint Geschäftsführer Manfred Quermann. »Sondern unser 26:28 gegen Unitas Haan. Haan wollte nicht, wir konnten nicht - das hat mich frustriert«. Seiner Einschätzung nach ist der Spitzenhandball in Bielefeld »vorläufig ad acta gelegt. Das gesamte Umfeld ist abgestiegen. Wir müssen uns jetzt auf das konzentrieren, was machbar ist«.
Das Konzept, es nur mit jungen Leuten zu versuchen, ist für Trainer Heiko Holtmann »klar gescheitert. Das hat die Saison deutlich aufgezeigt«. Ausgehend von einer fehlenden Führungspersönlichkeit, habe sich die Schraube so weiter gedreht. »Es war keiner da, der in entscheidenden Phasen das Heft in die Hand genommen hat. Der vernünftig eine Überzahl ansetzen und ausspielen konnte. Der Tempo rausnehmen oder verschärfen konnte. Im Resultat sind uns so zu viele Fehler passiert. Die jungen Spieler waren kopfmäßig überfordert mit der Situation«.
Mehr habe man freilich auch nicht verlangen können, etwa von zwei 20-Jährigen wie Dennis Gote oder Carl-Moritz Wagner, die sich beide »individuell gut entwickelt haben«, wie Holtmann lobt. Andere seien in ihrer Entwicklung stehengeblieben, merkt Manfred Quermann an. Aus eigener Erfahrung weiß Heiko Holtmann, dass sich ein Abstieg gar nicht negativ auf den persönlichen Reifeprozess auswirken brauche - im Gegenteil. So eine Erfahrung schaffe Ecken und Kanten und bilde eine klare Meinung aus. »Jeder muss aus diesem Jahr seine Lehren ziehen«, empfiehlt der HSG-Coach. »Schließlich spielen die Jungs Minimum noch zehn Jahre Handball«.
Hingegen ist das Gute-Laune-Barometer bei der A-Jugend der TSG Altenhagen-Heepen nach dem imponierenden 35:23 im ersten Finalspiel um die westdeutsche Meisterschaft (fast) am oberen Ende der Skala angelangt. Selbst eine Heimniederlage mit elf Toren gegen die TG Cronenberg am kommenden Samstag in Heepen bliebe folgenlos. »Der westdeutsche Meister ist automatisch für die neue A-Jugend-Regionalliga qualifiziert«, erklärt Jugendleiter Ulli Hollmann. Die TSG würde sich auf diese Weise die Mitte Mai beginnende Aufstiegsrunde ersparen. Elf Vereine kämpfen dann um fünf frei Plätze.
Als Westmeister bekäme es die Mannschaft von Erfolgstrainer Martin Räber im ersten Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft - am 21./22. Mai zunächst auswärts - mit der Südwest-Nummer eins zu tun. Das wird entweder die SG Wallau-Massenheim oder der TV Offenbach sein.
Das Rückspiel wäre am 28. Mai in Heepen. »Der Sieger steht unter den letzten vier Mannschaften in Deutschland«, blickt Hollmann nach vorne. »Da heißen die illustren Gegner dann SG Flensburg-Handewitt oder SC Magdeburg«.

Artikel vom 26.04.2005