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Dokumente entdeckt

Sechsteilige Dokumentation über Auschwitz


NDR, 20.15 Uhr: »Sie waren Teil der größten Tötungsmaschinerie in der Geschichte der Menschheit. Meinen Sie nicht, dass Sie vor ein Gericht gehört hätten?« fragt die Reporterin. »Nein«, sagt der alte Herr ihr gegenüber. Oskar Gröning hat in Auschwitz jahrelang das Geld gezählt, das den Juden gestohlen wurde. »Das macht einen noch nicht zum Verbrecher«, findet er. Mit schockierender Offenheit berichten Gröning und andere Nationalsozialisten ebenso wie die Opfer des NS-Regimes in der Fernseh-Dokumentation »Auschwitz. Geschichte eines Verbrechens« über die Ereignisse im Vernichtungslager. In den nächsten zwei Wochen ist die Serie jeweils montags bis mittwochs um 23 Uhr im Fernsehen des Norddeutschen Rundfunks zu sehen.
»Ich wollte zeigen, wie es zu Auschwitz kommen konnte. Deshalb habe ich bewusst auch die Täter zu Wort kommen lassen«, sagt der britische Autor der BBC-Produktion, Laurence Rees. Die meisten Nazis seien nicht verrückt gewesen, sondern überzeugt, das Richtige zu tun. »Das ist das Erschreckende.« Dieser Schrecken vermittelt sich vor allem, weil Rees den Aussagen der Täter gezielt die erschütternden Berichte der überlebenden Häftlinge gegenüberstellt. Drei Jahre lang sprachen er und sein Team mit Zeitzeugen, machten unveröffentlichte Dokumente ausfindig und stellten Szenen mit Schauspielern nach.
Grundlage dafür waren etwa die Memoiren des Lager-Kommandanten Rudolf Höß. Im Film ist er in einer Spielszene mit SS-Reichsführer Heinrich Himmler zu sehen, der Auschwitz mehrfach besucht und bei den Erschießungen der Juden entscheidet: »Das ist für die Männer (die SS-Leute) zu belastend. Das müssen wir anders lösen.« So entsteht die Idee, das Gas Zyklon B einzusetzen.

Artikel vom 25.04.2005