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Historiker Dr. Jürgen Büschenfeld hat die Namen von 450 Spielern auf die Seitenlinien drucken lassen.

Der Ball ist rund und das
Spiel dauert 90 Minuten

In der Arminia-Schau kann jeder Besucher Experte sein

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Auf der Seitenlinie, da, wo sich alle warm gemacht haben, stehen 450 Namen in alphabetischer Reihenfolge. Namen von 450 Spielern des DSC Arminia Bielefeld aus 100 Jahren. Historiker Dr. Jürgen Büschenfeld hat in Büchern, Chroniken und Festschriften recherchiert, ist trotzdem überzeugt: »Wahrscheinlich ist die Liste nicht komplett.«

Die Seitenlinie umgrenzt das »Spielfeld« in der Ausstellungshalle auf Zeit am Kesselbrink: Dort ist vom 5. Mai bis zum 31. Juli die Ausstellung »100 Jahre Arminia Bielefeld - 100 Jahre Leidenschaft« in einer Traglufthalle zu sehen. Die Ausstellungsmacher Jürgen Büschenfeld, Michael Falkenstein und Mane Huchler (»Visart«) müssen 1200 Quadratmeter zu einem Museum auf Zeit machen. Falkenstein: »Doppelt so groß wie die Karderie des Historischen Museums.«
Auf der Seitenlinie stehen bei M auch »Meier I«, »Meier II«, »Meier III«, Spieler die - zumindest so durchnummeriert, nie aufgelaufen sind. Büschenfeld mochte dennoch nicht darauf verzichten, denn: »Erwin Potthoff, der von 1948 bis 1953 Arminen-Vorsitzender war, sagte immer, wenn er nach dem Namen eines neuen Spielers gefragt wurde 'Der heißt Meier'.« Einmal habe er dann auf der Tribüne mit drei unbekannten Fußballern gesessen, deren Namen er nicht preisgeben wollte. Damals hätten die Zeitungen dann die Bildunterschrift gewählt: »Erwin Potthoff mit Meier I, Meier II und Meier III.« Nicht zuletzt von Anekdoten wie dieser soll die Ausstellung leben, von Fachsimpelei, von Erinnerungen. Gleichzeitig geht sie aber weit über den reinen Sport, über das Geschehen auf dem Platz hinaus. Büschenfeld: »Die Geschichte Arminias wird mit der Geschichte Bielefelds verknüpft.« Mane Huchler: »Jeder Besucher wird mit seiner eigenen Geschichte nach Hause gehen - mit dem, was er mit Arminia verbindet.«
Anstöße zur Erinnerung sind die Exponate: von Mannschaftsfotos, die in Meilensteine in Vereins- und Stadtgeschichte bilden, so genannte Themeninseln beleuchten Bereiche wie »Englischer Sport und deutsche Bürger«, Medien, Fan-Kultur, zeigen die Vereinsarbeit hinter den Kulissen und stellen 64 Spieler vor; Stadionsprecher Lothar Buttkus charakterisiert jeden einzelnen von ihnen in knappen Sätzen.
Die Vereinsgeschichte dreht sich jedoch nicht ausschließlich um »König Fußball«: Hockey, Eiskunstlauf, auch Handball und Leichtathletik - beide Bereiche gehörten früher zur Arminia - finden ihren Platz. Büschenfeld: ». . .auch, wenn es nicht einfach war, an Exponate und Fotos heran zu kommen.« Michael Falkenstein spricht bei der Ausstellungsgestaltung vom »Konzept des Unerwarteten«: Besucher können nicht nur auf der Trainerbank Platz nehmen, sie können mit Alt-Arminen entscheidende Spielzüge diskutieren, es gibt Führungen von Mitarbeitern des Historischen Museums und solche, die sich speziell an Schulklassen richten. Während die genaue Zahl der Spieler, die jemals für Arminia gegen den Ball getreten haben, nicht feststeht, gilt das nicht für die Zahl der Trainer. Jürgen Büschenfeld: »Das waren in 100 Jahren 48.« Und er ergänzt: »In der ersten Zeit haben Trainer allerdings keine Rolle gespielt - man traf sich einfach und spielte.«
Die Ausstellung ist geöffnet vom 5. Mai bis zum 31. Juli, täglich von 9 bis 21 Uhr, montags und donnerstags bis 18 Uhr.

Artikel vom 23.04.2005