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»Teamplayer ohne Eitelkeit«

Massimilian Porcello trifft gegen Freiburg drei Mal und wird gelobt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Geträumt hat er immer schon von großen internationalen Fußball-Festspielen. Vor allem, wenn er seinen Lieblingsklub Inter Mailand auf dem Bildschirm sah, dann glänzten seine Augen. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit lagen bei Massimilian Porcello zu oft Welten.

Mal tauchte er bei Arminia völlig unter, mal avancierte er zum Matchwinner. Wie am Samstag, als er mit drei Treffern gegen Freiburg den Bundesliga-Standort Bielefeld endgültig sicherte.
Kaum hatte Schiri Uwe Kemmling die Partie abgepfiffen, sank Porcello auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Der 24-jährige Deutsch-Italiener war fix und fertig. Er nahm kaum wahr, dass ihn die Fans frenetisch feierten und seinen Namen riefen. Dennoch genoss er wenig später die tolle Stimmung im Stadion. Schließlich war es bisher noch nie vorgekommen, dass er Arminia gleich mit einem »Dreierpack« zum Sieg führte.
Das dickste Kompliment kam denn auch aus berufenem Munde. »Ich freue mich für Massimo. Er ist ein echter Teamplayer und besitzt null Eitelkeit. Heute ist er für seine Ausdauer belohnt worden«, meinte Trainer Uwe Rapolder und bezeichnete Porcello als »Vorbild für alle«.
Den momentanen Stellenwert musste sich »Massi« sehr hart erkämpfen. Nur insgesamt 35 Minuten setzte ihn Rapolder als Einwechselsspieler in drei Begegnungen der Bundesliga-Hinrunde ein. Dafür kommandierte er ihn immer häufiger zu den Amateuren in die Regionalliga ab. Porcello war zwar über diese Entwicklung sehr traurig, schmollte aber nie. In seinen neun Einsätzen erzielte er hier immerhin vier Treffer.
Obwohl die Zweitligisten Greuther Fürth und Karlsruher SC um seine Gunst buhlten, hielt Porello Arminia die Treue. Er wolle sich in Bielefeld durchbeißen, ließ er immer wieder verlauten. Den Zweiflern nahm er mit zwei wichtigen Toren gegen Bayern München und Hamburger SV den Wind aus den Segeln. Jetzt darf er bis 2007 beim DSC Arminia Bielefeld bleiben.
Massimilian Porcello ist offensichtlich in der Bundesliga angekommen. »Das Fußballgeschäft ist ja sehr schnelllebig«, wollte er dennoch die Lobeshymnen, die auf ihn niederprasselten, nicht überbewerten. Und er verwies auf die Kollegen. »Wenn ich keine Flanken kriege, kann ich keine Tore schießen«, bedankte er sich artig bei den Vorbereitern Gabriel, Duro und Küntzel. Selbstkritisch stellte er fest: »Eigentlich hätte ich fünf Tore machen müssen.«
Porcello kam meist über die linke Seite und ersetzte den gesperrten »Rotsünder« Delron Buckley (Finanzchef Kentsch: »Buckley bleibt zu 98 Prozent bei uns«) sehr effektiv. Er spiele aber eigentlich lieber aus dem Zentrum heraus, weil er ja nicht der Schnellste sei, wies Porcello auf seine Defizite hin. Und das sizilianische Blut seines Vaters pulsierte in den Adern: »Eigentlich ist es egal, wo mich der Trainer hinstellt. Ich gebe überall mein Bestes.« Massimilians ausgeprägtes Selbstbewusstsein musste übrigens auch Vereinsarzt Dr. Günter Neundorf zur Kenntnis nehmen. Als er ihn in der Halbzeitpause fragte: »Brauchst du etwas?« antwortete Porcello spontan: »Lass man gut sein. Ich kriege allein meinen zweiten Rückenwind.« Arminias Kapitän Mathias Hain freute ich ebenfalls mächtig über die gelungene Vorstellung des Kollegen. Grinsend stellte er fest: »Massi wollte ja immer schon über Bayern München zu Inter Mailand. Irgendwann wird es auch mal Zeit, dass er bei uns richtig Gas gibt.«

Artikel vom 25.04.2005