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Wird heute 100 Jahre alt: Maria Willmanowski.

Schlicht gelebt und
immer hart gearbeitet

Maria Willmanowski wird heute 100 Jahre alt

Senne (ho). »Ganz schlicht und in kleinem Kreis« wollte sie ihren Geburtstag feiern. Jetzt haben sich doch fast 40 Personen angesagt: Maria Willmanowski, die heute ihren 100. Geburtstag feiert, mag das Aufsehen um ihre Person nicht. Doch allein der Familienkreis ist groß. Ihre vier noch lebenden Kinder, sechs Enkel und zehn Urenkel sowie Nichten und Neffen werden der alten Dame zum Ehrentag gratulieren.

»Einfach und schlicht leben und vor allem keinen Alkohol«, beschreibt die Jubilarin ihr »Patentrezept« für ein langes Leben. Geboren wurde sie in Danzig-Langfuhre, ist dort aufgewachsen, zur Schule gegangen und lernte dort auch ihren längst verstorbenen Mann kennen. Und der hatte auch noch am selben Tag Geburtstag. »Da konnten wir immer so schön zusammen feiern«.
Gern erinnert sich Maria Willmanowski an ihre »alte, so schöne Heimat«, in der auch ihre sechs Kinder geboren wurden. Den Krieg hat sie als eine Zeit »voller schrecklicher Erlebnisse« in Erinnerung. Vor allem auch, weil sie damals von ihrem Mann getrennt wurde. »Die Männer wurden aus dem Luftschutzkeller herausgetrieben, verschwanden und wir wussten nicht, wo sie waren«.
Doch das Paar hatte vorgesorgt. »Wenn wir getrennt werden, halten wir Kontakt über die Cousine in Kiel«. Auf diesem Weg kam das Paar nach fast zweijähriger Trennung wieder zusammen. Den Ehemann hatte es mit einem der Söhne in den Nachkriegswirren nach Bielefeld verschlagen. Doch nach dem Lebenszeichen aus Bielefeld machte sich Maria Willmanowski mit ihren fünf Kindern auf den Weg dorthin, durchlebte zunächst verschiedene Lager.
»Eigentlich sollten wir mit der »Wilhelm Gustloff« ausgeschifft werden, da habe ich mich aber geweigert«. 1947 schließlich erreichte sie Bielefeld, bekam eine Wohnung in den Genossenschaftshäusern in der Windflöte. Dort wohnt sie seit 52 Jahren.
Noch bis vor zehn Jahren versorgte sie ihren Haushalt selbst, inzwischen wird sie umsorgt von Tochter Brigitta (70). Hellwach interessiert ist die 100-Jährige am Zeitgeschehen. Intensive Zeitungslektüre gehört ebenso dazu wie Fernsehen. Und als begeisterte Fußballanhängerin hat sie natürlich den Arminen die Daumen gedrückt. »Die haben gut gespielt, aber die Bayern waren doch stärker«, kommentiert sie die letzte Begegnung. Apropos Alkohol: »Ein Gläschen Wein oder ein Likörchen wird sich beim heutigen 100. Geburtstag wohl nicht umgehen lassen«, schmunzelt die Tochter.

Artikel vom 23.04.2005