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Hatten einen schweren Stand bei der Diskussion über den Sennesee: Hans-Dieter Prester, Dr. Godehard Franzen, Achim Schrader und Martin Enderle (v. l.).Foto: Annemargret Ohlig

Enderle: »Eine Jahrhundertchance«

Volles Forum beim Diskussionsabend der SPD über den Sennesee

Senne (oh). Üblicherweise steht ein See für »Abkühlung«. Im Fall des von »Pro Grün« im Bielefelder Süden geplanten »Sennesees« ist das jedoch offensichtlich ganz anders. Der überwiegende Teil der rund 250 Bürger im Forum des Senner Schulzentrums zeichnete sich bei der Diskussionsveranstaltung der SPD am Donnerstagabend über das angedachte wässrige Freizeit-Dorado durch mächtig »erhitzte Gemüter« aus.

Im Klartext: Nur die Allerwenigsten konnten den Überlegungen etwas Positives abgewinnen, einen 60 Hektar großen See im Dreieck A2 und künftiger A 33 - zwischen Wilhelmsdorfer-, Bekelheider Straße und Oerkamp entstehen zu lassen. Es sei eine »Jahrhundertchance«, betonte Martin Enderle (Pro Grün), die sich hier durch die notwendigen Sandabgrabungen für den A 33-Bau biete.
Allerdings zeigte sich nicht nur bei den meisten Bürgern Ablehnung gegenüber einem solchen Freizeitsee. Auch die Podiumsteilnehmer Hans-Dieter Prester und Dr. Godehard Franzen, neben Enderle und Moderator Achim Schrader dabei, waren nur bedingt begeisterte Befürworter.
Er sei nicht der Meinung, dass man in Bielefeld einen solchen See überhaupt brauche, so Prester. Wenn aber unbedingt einer her müsse, dann dürfe er nur im Bielefelder Süden entstehen. Weil er hier aus sauberem Grundwasser gespeist werde. Franzen bemängelte, dass »offiziell fast gar nichts vorliegt«, Nur ein informeller Prüfauftrag des Rates an die Verwaltung - ob's überhaupt geht. Er würde als Verwaltung den Auftrag sofort an die Politik zurückgeben.
Denn man brauche für ein solches Vorhaben zunächst eine vernünftige Projektdefinition, müsse eine Projektsteuerung entwickeln und benötige externe Kompetenz. Zudem müssten alle Beteiligten frühzeitig und professionell in das Verfahren eingebunden werden.
Dieser letzte Punkt war es, der von den Bürgern aufgegriffen wurde. Obwohl Martin Enderle zuvor heftig für das »Pro Grün«-Vorhaben geworben hatte und er sich die Realisierung des Sennesees als Folgewirkung des A33-Baues sogar als interkommunales Projekt vorstellen könne.
Statt zuerst bei den betroffenen Menschen in diesem Gebiet nachzufragen, habe man vorher den See öffentlich propagiert. Erst müsse geprüft werden, ob überhaupt Bereitschaft bei den Bürgern vorhanden sei, Flächen abzugeben. Für die Landwirtschaft machte sich Carla Steinkröger stark. Ihr komme die Galle hoch, sagte sie, wenn Landwirte noch mehr Flächen abgeben sollten, obwohl auch sie Landschaftsschutz betrieben.
Ulrich Laux, ehemals SPD-Bezirksvertreter in Senne, gab zu bedenken, dass derjenige, der gegen eine A 33-Abfahrt an der Buschkampstraße sei, dann zwangsläufig auch gegen einen See sein müsse. Zudem halte er es für unmöglich, so Laux, dass die für eine Realisierung des 60 Hektar Sees zusammenhängenden Flächen zusammenbekommen werden könnten, jedenfalls nicht in dem knappen Zeitrahmen bis zum Baubeginn der A 33 in 2008.

Artikel vom 23.04.2005