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Freiburg vom Abstieg
nicht mehr berührt

Ibertsberger behakt Kauf.

Zum Abschluss alle noch einmal am Ball

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Auf Momente der Rührung wurde vergeblich gewartet. Der dritte Abstieg des SC Freiburg aus der Fußball-Bundesliga verlief in Bielefeld ohne Tränen.

Selbst Trainer Volker Finke verkündete völlig unpathetisch, dass es ihn nur mäßig berühre, dass rechnerisch alle Hoffnung dahin sei. Die Hoffnung war in Freiburg längst gestorben.
Von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen - so durfte Finkes Statement nach dem 1:3 bei Arminia Bielefeld, die den Rauswurf aus der 1. Liga besiegelte, verstanden werden: »Heute ist emotional nichts Besonderes passiert, weil es ein Prozess ist, der sich während der Saison entwickelt hat«, meinte der Trainer, als feststand, dass sich seine Elf bald in einen Wiederaufstiegs-Crashkurs begeben muss.
Finke betonte, dass er »seit Wochen« dabei sei, für die 2. Liga zu planen. Doch der Erkenntnisgewinn als Coach des schlechtesten Bundesligisten seit zehn Jahren (3 Siege, 19 Niederlagen) hält sich ebenso lange in Grenzen. »Wir schleppen es seit Monaten wie einen Rucksack mit uns herum, dass wir in Rückstand geraten, wenn wir ein Spiel kontrollieren.«
In Bielefeld erinnerte der SCF-Spielaufbau lange an Übungsformen aus dem Jugendtraining. Da musste der Ball so lange hin und her gekickt werden, bis jeder mit dem Spielgerät in Kontakt gekommen war. Erst dann durften Tore erzielt werden. So machte es auch Freiburg: immer schön quer, meistens hin und her und am liebsten über die gesamte Breite von einem Abwehrspieler zum anderen.
Trainer mögen das als Spielkontrolle empfinden, für Zuschauer ist es stinklangweilig. Und dass »gefühlte« 80 Prozent Ballbesitz, die Statistik wies später korrekte 60 Prozent aus, wenig hilfreich sind, Erfolge zu feiern, stellte DSC-Coach Uwe Rapolder fest: »Wir gewinnen, wenn wir weniger Ballbesitz als der Gegner haben. Zu lange Ballzirkulation hindert uns daran, Tore zu schießen.« Vielleicht stecken Freiburgs Mängel tatsächlich im System. Samstag passierte es, dass Verteidiger Andreas Ibertsberger, sicherlich nicht im Verdacht der Spielmacherei stehend, die meisten Ballkontakte hatte. Rechnerisch war er alle 60 Sekunden ein Mal am Ball.
20 Minuten dauerte es, da hatte der SCF die Bielefelder trotz deren Führung querfeld-eintönig eingeschläfert. Später wurden die Gäste Opfer der eigenen Spielweise: Sie konnten nicht umschalten. Als Rapolder seine Elf in der Kabine aus der Freiburger Hypnose weckte, begannen deren Probleme. Denn das Übungssystem erwies sich im Praxistest erneut als wenig ligatauglich.
So bleibt zu hoffen, dass die Breisgauer zumindest im Training viel Spaß hatten: Aber wenn solch ballgewandte und wendige Angreifer wie Cairo oder Iashwili auf ihre eigenen, sehr zurückhaltenden Verteidiger treffen, ist dieses zumindest sehr wahrscheinlich.

Artikel vom 25.04.2005