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Der »schleichende Niedergang« ist im Ziel

Regionalliga: HSG Bielefeld - M'gladbach 29:31 (16:19)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die Rechenschieber können beiseite gelegt werden. Zwei Jahre nach dem Abstieg aus der 2. Handball-Bundesliga ist die HSG Bielefeld gestern in die Oberliga durchgereicht worden! Mit der 29:31 (16:19)-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach verwirkte die Holtmann-Crew auch die letzten theoretischen Chancen. »Nach dem schleichenden Niedergang haben wir jetzt Gewissheit. Uns hat vielleicht die Klasse gefehlt«, schlussfolgerte treffend ein trauriger Carl-Moritz Wagner.

So richtig dran geglaubt an ein kleines Wunder hatten ohnehin die wenigsten. Entsprechend gefasst kommentierten Spieler wie Funktionäre das klare Verfehlen des Saisonziels. »Wir sind nicht aufgrund von Pech abgestiegen, sondern verdient. Das muss man akzeptieren«, sagte HSG-Chef Heinrich Rödding. In den nächsten zwei Wochen sollen die Weichen dafür gestellt werden, dass wir »nicht ins Uferlose fallen«.
Der Wunsch im Umfeld nach einem neuen Anfang in Liga vier sei groß. »Die Zuschauer sind uns wohlgesonnen. Schließlich sind wir wieder in der Liga angelangt, aus der wir groß geworden sind«, erinnert Rödding an legendäre Schlachten der frühen 90er Jahre. »Ich selbst habe in der Oberliga neun Jahre gespielt. Das war eine schöne Zeit«.
Trainer Heiko Holtmann muss das schlimme Ende wohl geahnt haben und trug die passende Kluft: Ganz in schwarz dirigierte er auf der Bank. Der 0:3-Fehlstart (3.) zeigte schon auf, wie es gestern um das Nervenkostüm der Spieler bestellt war. Dennoch schaffte es der Absteiger, in seinem vorletzten Heimspiel nochmal in Führung gehen. Den 4:6-Rückstand münzten Katsigiannis, Bierhake (2) und Volmer in ein 8:7 (12.) um. Husemann (9:8, 10:9) und Gote (12:11, 19.) legten nach - aber das waren die letzten schwarzen Zahlen.
Die Hände zitterten immer mehr. Zu zwei früh verworfenen Siebenmetern von Boy (2.) und Mylius (6.) konnten vor dem Wechsel ein Dutzend klarster vergebener Chancen und technischer Fehler addiert werden.
Nach dem 17:21 (35.) entwickelte sich das erwartete K(r)ampfspiel. Mehrfach schaffte es die HSG, auf ein Tor zu verkürzen: 22:23 Katsigiannis (45.), 24:25 Siebenmeter Wagner (52.). Martin Glüer besaß die Chance zum Ausgleich - sein Würflein fing Gladbachs Keeper René Mayeur.
Der Rückraum schaffte es gestern gegen Gladbachs stabile 6:0-Abwehr überhaupt nicht, Akzente zu setzen. Michael Boy und Lars Deppe hockten wohl einsatzbereit auf der Bank, doch Holtmann zweifelte an ihrer Fitness und ließ sie sitzen.
Alex Katsigiannis hielt die HSG im Spiel - 25:26 (54.) und 26:27 (56.) - doch es »roch« niemals nach dem wichtigen Ausgleich. Zu leicht deckten die Gladbacher die Lücken in der HSG-Abwehr auf. Kuhlens 26:29 (57.) schickte die Hausherren endgültig in Liga vier und nährte Gladbachs Hoffnungen auf den Nichtabstieg. »Bis zur Torchance haben wir ganz gut gespielt. Doch dann sind uns in der Summe zu viele Fehler passiert«, sagte Heiko Holtmann, der erstmal »zwei Nächte über alles schlafen« will. »Viele kleine Faktoren haben eine Rolle gespielt, dass wir abgestiegen sind«.
In der Stunde der Depression blickte Linkshänder Dennis Gote hundeelend nach vorne. »Es muss irgendwie weitergehen«.
HSG Bielefeld: Knop (ab 30.)/Heil - Bierhake (3), Glüer, Husemann (3), Mylius (2), Volmer (3), Wagner (8/4), Katsigiannis (8), Gote (2).

Artikel vom 25.04.2005