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Der Filmheld Zidane sah »rot«

Im Blickpunkt von 15 Kameras: Real-Star spielt wie Marlon Brando


Madrid (dpa). Am Ende des Films sah der Hauptdarsteller »rot«. Zinedine Zidane, über den bei der spanischen Liga-Partie Real Madrid gegen FC Villarreal (2:1) ein Kinofilm gedreht wurde, verlor in der Nachspielzeit die Nerven und geriet mit dem Gegenspieler Quique Alvarez aneinander. Der Schiedsrichter zeigte beiden Streithähnen die Rote Karte. Dabei hatte der Franzose seine Sache als Kinoheld besonders gut machen wollen.
15 Kameras waren bei der Partie im Madrider Bernabéu-Stadion nur auf den Weltklasse-Fußballer gerichtet. »Zizou« hatte seine Zustimmung gegeben, dass die Filmemacher Douglas Gordon und Philippe Parreno einen Experimentalfilm über ihn drehen durften. »Wir wollten wissen, was herauskommt, wenn man bei einem Spiel einen einzigen Fußballer 90 Minuten lang verfolgt«, sagten die Regisseure. »Für das Experiment wählten wir Zidane als den Besten der Welt aus.«
Bei den Dreharbeiten waren Mitarbeiter von Kinogrößen wie Oliver Stone oder Francis Ford Coppola am Werk. Sie hatten im Stadion sogar zwei Spezialkameras installiert, die in Schlüsselszenen zum Beispiel die Pupillen Zidanes groß ins Bild rücken konnten. »Zidane erinnerte mich an Marlon Brando in den besten Zeiten«, urteilte der spanische Schauspieler Roberto Alamo. »Er fiel lange Zeit kaum auf, aber in Schlüsselszenen war er einfach genial.« Damit meinte er allerdings nicht die Szene, die zur Roten Karte führte.
Als Zidane vom Platz gestellt wurde, erhoben sich die 80 000 Zuschauer von den Plätzen und verabschiedeten den Kinohelden mit Beifall. Die Madrider Presse zog über den Unparteiischen her, der den Gästen nicht nur einen Elfmeter »geschenkt«, sondern neben Zidane auch Real-Verteidiger Walter Samuel des Feldes verwiesen hatte. »Auf diese Weise hat der Referee es immerhin geschafft, im Film aufzutreten«, witzelte das Sportblatt »As«.

Artikel vom 25.04.2005