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Borussia in Partylaune

Europacup möglich: Sprechchöre für van Marwijk

Dortmund (dpa). Frühlingserwachen bei Borussia Dortmund: Der positive Lizenzbescheid für die kommende Saison und der anhaltende sportliche Höhenflug haben das Stimmungstief vertrieben.
Erstmals seit langer Zeit herrschte im Westfalenstadion selbst Minuten nach dem 4:2 (2:2) über den 1. FC Kaiserslautern die Partystimmung früherer Glanztage. Inspiriert von der prickelnden Atmosphäre gab sich der zweifache Torschütze Jan Koller im Anschluss an die Partie ähnlich kämpferisch wie zuvor auf dem Platz: »Jetzt wollen wir noch einen UEFA-Cup-Platz erreichen.«
Der Optimismus des Torjägers kommt nicht von ungefähr: In verblüffender Manier fand die noch in der Winterpause als Abstiegskandidat gehandelte und monatelang von Insolvenz bedrohte Borussia den Weg aus der Krise. 13 Punkte aus den vergangenen fünf Spielen verhalfen zum Aufstieg in die UI-Cup-Ränge. Gleichwohl ist der 6. Tabellenplatz, der auf direktem Weg ins internationale Geschäft verhelfen kann, noch immer fünf Punkte entfernt. Das konnte die Freude von Tomas Rosicky jedoch nicht schmälern: »Es ist sicher kein Zufall, dass wir die zweitbeste Rückrundenmannschaft sind.«
Nicht nur verbal bekunden die Borussen derzeit Selbstvertrauen. Auch das frühe 0:1 durch Halil Altintop (4.), der zwischenzeitliche Ausgleich von Ioannis Amanatidis (42.) und die Auswechslung des am Rücken verletzten Abwehrchefs Christian Wörns (6.) brachten den Gastgeber nicht aus dem Konzept. Dank der Tore von Ewerthon (12.), Sebastian Kehl (29.) und Koller (61./74.) wahrten sie die Minimalchance auf den UEFA-Cup.
Als Protagonisten des wundersamen Aufstiegs gelten Bert van Marwijk und Kehl. Die von den Fans noch zu Saisonbeginn kritisch beäugte Arbeit des niederländischen Trainers trägt langsam aber sicher Früchte. »Van Marwijk-Sprechchöre« bezeugen den wachsenden Respekt. Darüber hinaus empfahl sich der zum Führungsspieler aufgestiegene Kehl abermals für eine Rückkehr in die Nationalmannschaft. »Für mich war die Partie eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin«, sagte er.
Ähnliches konnte Hans-Werner Moser von sich nicht behaupten. Nur drei Spieltage nach seiner Beförderung vom Trainer der Amateure zum Chefcoach der Profis scheint die erhoffte positive Wirkung verpufft zu sein. Dem erfolgreichen Debüt der Interimslösung in Bielefeld folgten zwei Niederlagen gegen Bochum und Dortmund. Die Aussicht, dass er auch in der kommenden Saison auf der Bank der Bundesligamannschaft sitzt, wird mit jeder Niederlage geringer. Den avisierten Platz im UI-Cup hat Moser aber noch nicht abgeschrieben.

Artikel vom 25.04.2005