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Firmenchef bei
Razzia verhaftet

Tönnies-Tochter: Verdacht erhärtet

Von Ernst-Wilhelm Pape
Rheda-Wiedenbrück (WB). Bei der bundesweiten Razzia gegen Schwarzarbeit und Lohndumping ist am Donnerstagabend auch der Geschäftsführer der Schlachbetriebes Weidemark in Sögel (Emsland), Richard W. (58), festgenommen worden.
Soll Millionen zahlen: Wilhelm I. aus Versmold.
Weidemark ist eine Tochterfirma des Fleischwerks Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh). Weidemark arbeite vollkommen selbständig, sagte Tönnies-Geschäftsführer Josef Tillmann dieser Zeitung.
Der Weidemark-Geschäftsführer sei am Freitag dem Haftrichter vorgeführt worden, sagte der Oldenburger Staatsanwalt Bernard Südbeck dieser Zeitung. Der Haftbefehl sei wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr erlassen worden. Der Geschäftsführer befinde sich in der Justizvollzugsanstalt Lingen in Untersuchungshaft. Die Festnahme sei am Donnerstag gegen 21 Uhr im Büro erfolgt.
Dem Geschäftsführer und einem weiteren Verantwortlichen der Firma Weidemark werde illegales Entleihen ausländischer Arbeitnehmer, Beschäftigung von Ausländern zu ungünstigen Arbeitsbedingungen sowie gewerbsmäßiger Betrug zum Nachteil der Sozialversicherung in Millionenhöhe vorgeworfen.
Am Donnerstag waren auch zwei Haftbefehle gegen Verantwortliche von Subunternehmen erlassen worden. Sie sollen 300 Arbeiter aus Polen und Ungarn illegal an das Schlachtunternehmer in Sögel verliehen haben.
Der Verdacht gegen den Weidemark-Geschäftsführer habe sich im Laufe des Donnerstags nach der Vernehmung von Zeugen und weiteren Beschuldigten erhärtet, sagte Südbeck. Der Beschuldigte habe bei seiner Vernehmung nichts Konkretes zur seiner Entlastung vorbringen können.
Die neuen Ermittlungen hatten sich aus einem Verfahren gegen den Schlachthof D&S in Essen (Cloppenburg) und dem Schlachtarbeiter-Vermittler Wilfried I. aus Versmold (Kreis Gütersloh) ergeben. Der Versmolder soll mehr als 1000 Rumänen illegal vermittelt haben.
Wegen ausstehender Löhne hatte die Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätte (NGG) für 22 Rumänen Klage gegen D&S, sowie die Schlachthöfe Gausepohl (Barkum) und Barfuß (Oer-Erkenschwick) bei den Arbeitsgerichten Oldenburg, Bielefeld und Herne eingereicht.
Weitere 80 Klagen würden folgen, sagte NGG-Geschäftsführer Matthias Brümmer. Es gehe um 2,4 Millionen Euro. Der im Juli 2004 zu einer Freiheitsstrafe verurteile Wilfried I. soll auch illegal Geschäfte mit Gausepohl und Barfuß gemacht haben. Die ersten Arbeitsgerichtsprozesse finden im Mai und im Juni statt.

Artikel vom 23.04.2005