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 n Die Mitbewohnerin...


...redet und redet

Sie ist eigentlich sehr nett, die Mitbewohnerin von Steffi. Sie ist immer fröhlich, hält sich immer an den Putzplan und hört sogar die gleiche indianische Untergrundmusik. Selbst als Steffi vier Tage mit einem Grippe-Virus im Bett lag, hat sie sich rührend um sie gekümmert.
Aber Miri, so heißt sie, kann noch etwas anderes. Und zwar reden. Generell findet Steffi reden gut. Leider gibt es bei Miri nur viel reden oder sehr viel reden. Und in den meisten Fällen gepaart mit langweilig reden. Aber Steffi hält das aus. Schließlich ist Miri ja eigentlich sehr nett. Wenn es zu nervig ist, flüchtet sie in die Universitäts-Bibliothek. Auch eine Art, um sich zum Lernen zu zwingen.
Neulich hatte Steffi zwei Vorlesungen, zwei Hauptseminare -Êund auch noch Hundedreck unter dem Schuh. Ein furchtbarer Tag näherte sich dem Ende. Viel zu viel für eine sensible Studentin, zumal wenn obendrein zu Hause Madame Redefluss wartet. Schon im Treppenhaus dachte sie: Zweimal Schlüssel umdrehen heißt »endlich schlafen«. Einmal umdrehen heißt: »Frau ÝBla BlaÜ ist da«. Langsam steckte sie den Schlüssel ins Schloss und drehte. Einmal. Zweimal. Puh, Glück gehabt. Mit letzter Kraft stieß Steffi die Tür auf. Im Flur wartete aufgeregt Miri: »Hallo, Steffi. Gut, dass du kommst. Ich hatte Angst alleine und hab' extra abgeschlossen. Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist...« Laura-Lena Förster

Artikel vom 03.05.2005