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»Wie können wir das Projekt verhindern?«

Diskussion über geplante Festhalle

Von Katrin Heine (Text und Foto)
Altenhagen (WB). Sie sind viele, und sie sind wütend. Bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindehaus in Altenhagen stellten sich die beiden Investoren einer geplanten Festhalle ( das WESTFALEN-BLATT berichtete) den Fragen der aufgebrachten Anwohner, die vor allem das erhöhte Verkehrsaufkommen und die Lärmbelästigung durch das Projekt fürchten.

»Wer entschädigt uns für die Wertminderung unserer Häuser, die durch den Lärm entsteht?«, »Wie soll der Verkehr von bis zu 1.000 Gästen durch den Deelenweg bewältigt werden, der teils aus Schotter besteht?« »Welche Möglichkeiten haben wir, das Projekt zu verhindern?«, die Altenhagener hatten viele Fragen. Der Heeper Bezirksvorsteher Andreas Rüther moderierte die Versammlung, bei der die Bielefelder Investoren Ibrahim Kus und Arslan Kizilhan ihr Projekt einer Festhalle, in der unter anderem islamische Hochzeiten gefeiert werden sollen, erläuterten. Kaum ein Platz im Gemeindehaus war unbesetzt geblieben, wütende Anlieger drängelten sich an den Türen.
Am Ende des Deelenweg solle eine Halle mit 700 Quadratmetern entstehen, mit Gastronomie und 120 Autostellplätzen für mehrere hundert Gäste, erklärte Arslan Kizilhan. Die Bewohner des Mischgebietes, in dem sowohl »nicht störendes Gewerbe« als auch Wohnhäuser stehen, sind außer sich. »Wir ertragen während der Woche den Lärm durch das Gewerbe, und jetzt kommen am Wochenende Massen von ortsunkundigen Gästen, die unsere Straßen verstopfen und bis in die Nacht mit Musik feiern«, beklagten sich die Menschen, die vor allem im Deelenweg und in der Rückertstraße zwangsläufig betroffen wären. »Wir werden durch alle Instanzen klagen und uns ständig bei der Polizei beschweren«, warnten sie Investoren und Vertreter der Stadt vor. Die Auflage der Stadt, Schilder zu einem Verbot von Schusswaffen im Umfeld der Halle aufzustellen, schürte zusätzlich Ängste bei den möglichen Nachbarn.
Dagmar Binder-Kruse vom Bauamt und Hans-Werner Klemme vom Amt für Verkehr informierten die Anwohner am Donnerstagabend über den Stand des schwebenden Verfahrens und deren Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Sie sind nicht groß. Ein Schallschutzgutachter erläuterte, dass nach offiziellen Berechnungen die Lärmbelästigung geringfügig sein werde, erntete aber nur höhnisches Lachen bei der Menge. Vor allem Moderator Andreas Rüther musste zu Beginn der Veranstaltung immer wieder um einen vernünftigen Umgangston bitten, denn die Emotionen schlugen hoch. Dass sie keine ausländerfeindlichen Motive hätten, betonten alle Betroffenen immer wieder, es gehe ihnen nur um die befürchtete Belästigung durch die Feiern.
»Das Grundstück ist nicht das erste, das wir uns angesehen haben. Wir halten es für geeignet. Nennen Sie uns eine Alternative, und wir erwägen eine Verlegung unseres Projektes, denn wir wollen keine Konfrontation«, erklärte Ibrahim Kus und stieß damit auf offene Ohren. Investoren, Bezirksvertretung und auch Anwohner zeigten sich nach zweieinhalb Stunden zufrieden mit der Veranstaltung. »Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten wir einen guten Dialog«, fand Andreas Rüther, und auch die Investoren beteuerten, dass sie in engem Kontakt mit den Behörden und der Bezirksvertretung weitere Schritte überlegen wollen. »Wir glauben, die Halle wird woanders entstehen«, hofften Anwohner nach der Veranstaltung. Eine Unterschriftenliste mit 350 Namen gegen das Bauvorhaben übergaben sie der Stadt. Ihr Standpunkt ist eindeutig, und sie wollen weiterkämpfen.

Artikel vom 23.04.2005