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»Lesen ist das
A und O für die
Entwicklung«

Lesetaschen erzählen Geschichten

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Lesen«, sagt Udo Geßler von der Stadtteilbibliothek Brackwede mit Blick auf die für Deutschland wenig schmeichelhafte PISA-Studie, »ist das A und O, bildet die Grundlage für die Entwicklung des Kindes.« Schon im Vorschulalter müssten Kinder an das Buch und das Lesen herangeführt werden.

Er begrüßt die zahlreichen Aktionen der vergangenen Monate und Wochen, mit denen das Lesen wieder populär gemacht wurde und sieht bereits eine leichte Trendwende - weg vom PC und elektronischem Spielzeug, hin zum Buch und zum Lesen.
Bei vielen Kindern Brackweder und Senner Grundschulen ist das bereits angekommen, wie die zahlreichen Aktivitäten der vergangenen Monate beweisen. Mehr noch: Die Jungen und Mädchen griffen selbst zum Stift, schrieben Geschichten auf, in denen sie ihrer Fantasie freien Lauf ließen.
So wie etwa »Die kreativen 12«, die - wie ausführlich berichtet - unter Anleitung in einem von der Universität Bielefeld betreuten Projekt an der Brocker Schule zu Autoren wurden und nun stolz darauf sein können, dass ihre Werke in einem aufwändig gestalteten Büchlein erschienen sind.
Das sind aber auch die Kinder der Randbetreuungsgruppe der AWO an der Queller Grundschule, denen ein unscheinbarer brauner Koffer mit Büchern ins Haus flatterte. Bunt beklebt, wurde daraus »Freddy, der Koffer«, der die Jungen und Mädchen zu kleinen Reisegeschichten animierte, die sie niederschrieben, auch bebilderten und zu einer kleinen Broschüre gestalteten. Und aktiv beteiligten sich auch die Grundschulkinder der Senner Grundheider Schule und der Südschule sowie zahlreiche andere Kinder und Jugendliche
Andere gingen auf Einladung der Stadtteilbibliothek auf eine »Kreativ-Reise«. Anlass dazu war der »Welttag des Buches« am Samstag. Sie schrieben fleißig kleine Geschichten, die sie auch illustrierten und die am Samstag den Büchereibesuchern - aneinander gereiht auf »Lese-Leinen« gehängt - präsentierten.
Gabriele Bolweg schließlich, Mitarbeiterin in der Stadtteilbibliothek an der Germanenstraße, hatte dazu die zündende Idee: Sie kopierte die Geschichten, malte sie wieder bunt aus - und klebte sie auf Papiertüten. So entstanden 100 Lesetaschen, die in ihrer Art alle einmalig sind.
Und in diesen Lesetaschen konnten die Bibliotheksbesucher ihre ausgeliehenen Bücher, CD's und DVD's nach Hause tragen. Dies Lesetaschen, so Geßler, sollen nicht nur »Lesemuffel« zum Lesen anregen, sondern auch dazu verleiten, eigene Kreativität in Schrift und Bildform umzusetzen.
Vor allem Eltern sollen damit angesprochen werden, ihre Kinder wieder zum Lesen anzuregen. »Das Elternhaus,» so Geßler, »spielt dabei eine wesentliche Rolle. Da muss der Grundstock gelegt werden, der dann im Kindergarten und später in der Schule weiter aufgebaut werden muss. Wobei bereits das Vorlesen von Geschichten ein ganz wichtiger Einstieg sei.
Bei Malte (10) hat das alles gefruchtet. Zwar ist er auch ein »PC-Fan«, nimmt sich aber dennoch die Zeit zu schmökern. Derzeit sind es »Die wilden Fußball-Kerle«, die es ihm besonders angetan haben. »Lesen macht Spaß«, sagt er - und findet unter den Lesetaschen auch die, die mit seiner Geschichte geschmückt ist.

Artikel vom 25.04.2005