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Arminia-Kapitän Mathias Hain hat den UI-Cup im Auge

Bielefeld (WB). Nach dem Halbfinale ist vor dem Liga-Endspurt. »Jetzt geht die Bundesligasaison in ihre heiße Phase«, sagt Mathias Hain (32) nach dem bitteren Pokal-Aus gegen die Bayern. Sportredakteur Dirk Schuster sprach mit Arminia Bielefelds Mannschaftskapitän und Torwart über Olli Kahn, den SC Freiburg und ein neues Ziel.

Herr Hain, beschreiben Sie doch mal, wie er sich anfühlt, der Morgen danach?Mathias Hain: Es gibt keinen großen Unterschied zu sonst. Sicher, die Art und Weise, wie wir das Spiel verloren haben, ist sehr deprimierend. Aber zu wissen, gegen Bayern mitgehalten zu haben und spielerisch streckenweise sogar besser gewesen zu sein, macht die Niederlage erträglicher.

Was hat den Ausschlag gegeben dafür, dass Bayern und nicht Bielefeld im Endspiel steht? Hain: Eine einzige Standardsituation. Nach drei Minuten! Die hat das Spiel für uns schwer gemacht. Einerseits musst du sehen, dass du nicht das zweite oder sogar dritte Gegentor kriegst, andererseits musst du vorne Chancen erarbeiten. Dieser Spagat ist uns ganz gut gelungen. Aber die Bayern sind zu clever, als dass sie so ein Spiel noch aus der Hand geben. Außerdem hatte der Gegner einen sehr, sehr guten Torhüter. Oliver Kahn hat zwei, drei Mal großartig gehalten.

Sie selbst hätten schon den Elfmeter parieren müssen, um Arminia eine allerletzte Angriffschance zu ermöglichen . . . Hain: So ist es. Darum habe ich beim Strafstoß auch alle unsere Spieler nach vorn geschickt. Den Ball nach Möglichkeit festhalten, ein weiter Abschlag und damit noch einen letzten Angriff einleiten - leider kam's nicht dazu.

Massimilian Porcello war nach seinem Fehler vor dem 0:1 sehr unglücklich. Hatten Sie schon Gelegenheit, in Ihrer Rolle als Kapitän mit ihm zu sprechen?Hain: Leider nicht, ich musste mit Rübe Kauf in die Dopingkontrolle. Die hat ziemlich lange gedauert. Ich habe eigentlich mit niemandem groß sprechen können. Aber Massi wird garantiert keiner den Kopf abreißen. Gerade das zeichnet uns ja als Mannschaft aus, dass nach solchen Aktionen nicht auf einem Mitspieler rumgehackt wird.

Pünktlich zum Spiel gegen Freiburg müssen ja auch alle wieder voll bei der Sache sein.Hain: Unbedingt, denn ich bin der Meinung, dass dieses Spiel noch schwerer wird als das gegen Bayern. Die Stimmung auf den Rängen war am Mittwoch bombastisch. Ich weiß natürlich auch, dass so ein Stadionbesuch auch immer eine Menge Geld kostet, gerade, wenn man mit der ganzen Familie kommt. Aber sofern es die finanzielle Situation zulässt, kann ich nur appellieren, am Samstag ins Stadion zu kommen und uns zu unterstützen. Für die Mannschaft wäre das ganz, ganz wichtig.

Arminia steht am Scheideweg: Trainer Rapolder glaubt noch an die Chance, sich für den UI-Cup-Wettbewerb qualifizieren zu können. Zusätzlicher Druck oder neuer Anreiz für die Mannschaft?Hain: Ich finde es genau richtig, sich neue Ziele zu suchen und dabei nach oben zu gucken. Sicher, der Klassenerhalt ist die wichtigste Komponente. Aber wir haben wenig Angst, unten reinrutschen zu können. Darum sollte der UI-Cup unser Ziel sein.

Hand aufs Herz: Haben Sie sich schon mal den Spielplan vorgenommen und durchgerechnet, was noch geht für Arminia im Vergleich zur Konkurrenz?Hain: Ganz ehrlich: Nein. Ich weiß noch nicht mal, gegen wen unsere Konkurrenten im Kampf um einen UI-Cup-Platz am Wochenende spielen. Aber von jetzt an ist jede Partie interessant. Wir beobachten ja auch, was unten läuft. Ob Bochum da noch rauskommt und was Gladbach macht.

Ist es nach einer Niederlage wie der von Mittwoch nicht trotzdem angenehm, einmal aus ziemlich sicherer Entfernung zuschauen zu können, wie sich andere Teams im Tabellenkeller abstrampeln?Hain: Unser kleines Polster macht die Sicht tatsächlich angenehmer. Aber die Bundesligasaison geht jetzt erst in ihre heiße Phase. Auch für uns.

Artikel vom 22.04.2005