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Länger und
sicher arbeiten

Sozialplan beim Club Bertelsmann

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh/Rheda- Wiedenbrück (WB). Zwei Monate lang dauerten die Verhandlungen, jetzt einigten sich die Geschäftsführung des in die roten Zahlen geratenen Club Bertelsmann und der Betriebsrat auf einen Sozialplan. Und der sieht längere Arbeitszeiten sowie Gehaltskürzungen vor.

»In Rom konnte man bereits am Dienstag weißen Rauch sehen, wir waren schneller«, beschreibt der neue Club-Geschäftsführer Marc-Oliver Sommer lakonisch die Schlichtung. Die Gespräche seien bei aller Ernsthaftigkeit konstruktiv und partnerschaftlich verlaufen. Das bestätigt auch der Vorsitzende des Betriebsrates Heinz Willikonsky: »Es gibt schmerzhafte Einschnitte, doch wir haben letztlich einen Kompromiss gefunden.«
Die Einigung sieht so aus: 70 der 380 Stellen in der Zentrale in Rheda werden abgebaut und jede Geschäftseinheit soll Einsparungen in Höhe von 20 Prozent erbringen. Für alle Mitarbeiter gilt die Anhebung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden zum 1. Oktober. Im Kundenservice (150 Mitarbeiter) werden keine Stellen gestrichen, allerdings werden die Gehälter zum gleichen Zeitpunkt in diesem Bereich pauschal um 20 Prozent gekürzt, in allen anderen Bereichen um 3,7 Prozent. Im Gegenzug für den Gehaltsverzicht soll eine Teilabfindung für 22 Monate gezahlt werden. Sommer: »Das entspricht rund fünf Monatsgehältern.« Außerdem wurden für die Kundenbetreuung eine Standortgarantie von fünf Jahren und für den Vertrieb, den Club-Service und für das Programm- und Marketing (hier werden 80 Mitarbeiter nach Berlin umziehen) zwei Jahre ausgehandelt. Für die ausscheidenden Mitarbeiter gibt der Club Hilfestellungen bei der Suche nach einem neuen Job. Dieses Paket umfasse Einsparungen in Höhe von zehn Millionen Euro.
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Gunter Thielen, äußerte sich positiv zum Sozialplan: »Die Wettbewerbsfähigkeit muss wieder hergestellt werden, um langfristig sichere Arbeitsplätze zu bieten. Der Vorstand glaubt an den Club und an die Menschen, die dort arbeiten.«
Petra Fröhlich, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, bringt es auf den Punkt: »Das ist der schwärzeste Tag beim Club, aber wir haben eine Zukunft und auch Vertrauen in den Konzern. Vielleicht hätte man diesen Schritt schon früher machen sollen.«

Artikel vom 22.04.2005