03.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Flötenton und
Geigenklang

Von Laura-Lena Förster
Als Michael Hoyer als Orchesterleiter an der Uni anfing, waren die meisten seiner Schützlinge noch gar nicht auf der Welt. Seit 25 Jahren betreut er die Trompeter und Streicher, Flötisten und Bläser. Semester zu Semester ist das große Ziel das Abschlusskonzert. Brahms und Hadyn haben sich die jungen Musiker für Montag, 4. Juli, vorgenommen.

Noch befinden sie sich mit ihren Proben aber im Anfangsstadion. Erst seit Mitte April treffen sich die Orchestermitglieder immer mittwochs von 19.30 bis 22 Uhr. Entsprechend unvollständig ist auch noch die Besetzung. »Hörner haben wir bislang nur zwei«, sagt Michael Hoyer. »Schön wären aber vier.« Auch eine dritte Oboe und eine Klarinette könne das Universitäts-Ensemble gut gebrauchen.
»Unsere Teilnehmerzahl schwankt zwischen 50 und 70«, sagt der Dirigent, der sein Programm oft nur deshalb realisieren kann, weil in den letzten Proben vor dem Konzert befreundete Musiker einspringen. Ohne seine Kontakte - Michael Hoyer betreut neben dem Hochschul- auch das Kammerorchester »Poli fonia« und den Leineweberchor - wäre der Kulturkalender der Uni Bielefeld um einiges ärmer.
Wie dringend Mitglieder gesucht werden, zeigt sich auch an den Aufnahmebedingungen - sie sind schlicht nicht vorhanden. Jeder darf mitmachen, auch wer kein Student ist. »Unser Angebot hat keine Beschränkungen«, sagt Michael Hoyer. »Wer sein Instrument beherrscht, kann einsteigen.« Ausnahme sind die Flöten: Hier gibt es meist mehr Bewerber als Plätze.
Dass die Uni ihren musikalischen Studenten überhaupt ein Forum bietet, ist noch gar nicht lange her. Erst Anfang der 90er wurde das Orchester in das offizielle Lehrangebot aufgenommen. Vorher dümpelte es als Studenteninitiative vor sich hin. »Das Ganze war damals rein ehrenamtlich aufgebaut. Auch einen Verein gab es noch nicht«, erinnert Michael Hoyer sich an seine Anfänge in Bielefeld.
Mit seiner Frau zog er im Herbst 1979 nach Ostwestfalen. Ihr stand damals eine Stelle an der Musikschule in Aussicht. Der 50-Jährige selbst hat Orchesterleitung an der Musikhochschule in Würzburg studiert und parallel dazu einen Abschluss in Musikwissenschaften gemacht. Übrigens inklusive der Ergänzungsfächer Germanistik, Allgemeine Sprachwissenschaft und Philosophie.
Als Hoyer 1980 seine Stelle an der Uni antrat, hatte das Orchester schon einige Dirigenten gesehen, die nie lange geblieben waren. »Der erste Leiter überhaupt war ein Lehrer«, weiß Michael Hoyer. »Damals hatte sich eine Initiative zusammen getan, aus deren Reihen irgendjemand schließlich nach langem Hin und Her das Zepter in die Hand nahm.«
Diese Probleme hat das Orchester heute nicht mehr. Dafür aber andere. »Wenn ich höre, wieviele Gelder andere Ensembles zur Verfügung stehen, kann ich nur staunen«, sagt der Dirigent. »Dafür haben wir uns weiter entwickelt. Schlechter als am Anfang konnte es ja auch nicht mehr werden.«

Artikel vom 03.05.2005