22.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Das Fördern
kommt zu kurz«

Leere Plätze bei Qualifizierungen

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Am 2. Mai beginnt beim Bildungswerk des Verkehrsgewerbes in Bielefeld eine Teilzeitfortbildung zur Busfahrerin. Die Agentur für Arbeit bewilligte 15 Gutscheine für die Qualifizierungsmaßnahmen. Nur drei wurden bisher eingelöst.

»Da passt was nicht«, meint Klaus Weide, der beim Bildungswerk die Teilnehmerakquise verantwortet. Da sei immer vom »Fördern und Fordern« die Rede. »Doch das Fördern scheint jetzt zu kurz zu kommen.« Angesichts anhaltend hoher Arbeitslosenzahlen kann er sich nicht vorstellen, dass es für das in der Vergangenheit stets ausgebuchte Kursangebot kaum noch Interessentinnen geben soll. Seine Vermutung: Die zuständigen Fallmanager seien nicht ausreichend informiert.
Das weist Wilhelm Aben, Koordinator für die berufliche Weiterbildung bei der Bielefelder Agentur für Arbeit, zurück. Er räumt zwar Probleme bei der Vergabe der so genannten Bildungsgutscheine, der Berechtigung, an einer solchen Qualifizierung teilzunehmen, ein. Die Ursachen dafür sieht er aber in der Arbeitsmarktreform.
»Die Leute überlegen sich mittlerweile genau, ob sie an einer solchen Maßnahme teilnehmen sollen.« Das Arbeitslosengeld I werde schließlich nur noch für ein Jahr bewilligt, die Dauer der Qualifizierungen nur zur Hälfte auf die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I angerechnet. »Da fürchten viele, durch die Fortbildung gebunden zu sein und zu schnell ins Arbeitslosengeld II abzurutschen.« Und das bedeutet Einkünfte auf Sozialhilfeniveau. Aben verweist auch darauf, dass sich die Arbeitslosen mit dem Bildungsgutschein in der Tasche selbst einen Anbieter aussuchen könnten. »Zwang auszuüben macht keinen Sinn«, lautet seine Erfahrung. »Dann suchen die Leute nur nach Ausreden, nicht mitzumachen.«
Klaus Weide hält das Angebot des Bildungswerkes dagegen für äußerst attraktiv. Es richtet sich an Menschen, die keine Vollzeitausbildung machen können, weil sie Kinder zu Hause haben oder sich um einen Pflegefall kümmern müssen. »Deshalb haben in der Vergangenheit vor allem Frauen das Angebot genutzt.« Dem neunmonatigen theoretischen Unterricht einschließlich Busführerschein-Prüfung schließt sich eine dreimonatige Praxisausbildung an. Ein Pfund, mit dem er wuchern kann: »Zwei Drittel der Kursteilnehmer haben bisher anschließend auch eine Anstellung bekommen.«
Eine gute Quote, die aber offenbar auch bei »Arbeit plus in Bielefeld«, die Gesellschaft von Stadt und Arbeitsagentur, die sich um die Arbeitslosengeld-II-Empfänger kümmert, nicht auf fruchtbaren Boden fällt. »Arbeit plus« stünden sechs Plätze zur Verfügung. Vergeben wurde bisher keiner. Die »Arbeit plus«-Teilnehmer der Qualifizierung sollen vor einer Bewilligung bereits ein festes Arbeitsverhältnis im Anschluss vorweisen. »Wie soll das gehen«, fragt sich Weide verwundert.

Artikel vom 22.04.2005