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Einheit der
Christen als
oberstes Ziel

Benedikt XVI. nennt Schwerpunkte

Rom/Berlin (WB/rb/dpa). Der deutsche Papst Benedikt XVI. will die Einheit der Christen zum wichtigsten Ziel seines Pontifikats machen.
Auf Papst Benedikt XVI. lasten viele Hoffnungen der Menschen.

In seiner ersten, wegweisenden Predigt im neuen Amt nannte Joseph Ratzinger gestern den Dialog mit anderen Religionen und den Einsatz für den Frieden in der Welt als weitere Schwerpunkte. In der Sixtinischen Kapelle betonte er die Kontinuität mit seinem Vorgänger Johannes Paul II.: »Es ist, als ob ich seine starke Hand fühle, die meine festhält.«
Nach der Wahl von Joseph Ratzinger zum neuen Papst setzen die Kirchen in Deutschland auf neue Impulse aus Rom. Mehrere Bischöfe warnten davor, den als konservativ bekannten neuen Pontifex vorschnell in eine Schublade zu stecken. Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker sagte im Interview mit dieser Zeitung: »Er wird wohl kaum eines der gängigen Klischees erfüllen.« Becker gab sich darüberhinaus zuversichtlich, dass Papst Benedikt XVI. bei aller Fortführung der bisherigen Linie einzelne Akzente »ganz anders setzen wird, als viele unserer Zeitgenossen von ihm erwarten«.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wünscht sich vom Papst, dass er weiter auf sie zugeht und die Ökumene vorantreibt. Benedikt XVI. sollte nach Ansicht des lippischen Superintendenten Gerrit Noltensmeier nicht einseitig als konservativ abgestempelt werden. Noltensmeier: »Manchmal gelingt es gerade denen, die als konservativ gelten, mit den Ihren Neuland zu betreten.
Ein radikaler Kurswechsel in strittigen Fragen wie dem Frauenpriestertum, dem Zölibat, der künstlichen Empfängnisverhütung oder der Schwangerenkonfliktberatung wird vom neuen Papst nicht erwartet.
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hofft aber auf »innerkirchliche Reformschritte«, die dazu beitragen, »manche Erstarrungen« aufzulösen«. Schon heute würden viele diakonische Aufgaben von Frauen wahrgenommen und man müsse fragen, »warum selbst die Diakonatsweihe ihnen verweigert werden soll«, erklärte der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF).
Mit Blick auf den Streit um die Schwangerenberatung erklärte die SkF-Vorsitzende Maria Elisabeth Thoma, es gebe keinen Grund, in Regelungen deutscher Bischöfe zu Fragen einzugreifen, die keine Glaubensfragen sind.
Der SkF betreibt für Schwangere 125 Beratungsstellen, die aber keine für eine straffreie Abtreibung nötigen Scheine ausstellen dürfen. Dies hatte Papst Johannes Paul II. untersagt.
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Artikel vom 21.04.2005