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Lockruf an »ältere Singles«

OWL-Einzelhandelsforum diskutiert über neue Trends

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Der Einzelhandel muss sich umstellen. Zentrale Zielgruppe ist nicht mehr der Jugendliche zwischen 19 und 35, sondern »der kaufkräftige ältere Single«.

Nach Ansicht von Zukunftsforscher Andreas Reiter (ZTB Wien) haben diese »Best Ager« und »Silver Consumer«ĂŠnichts mehr gemein mit den bisherigen »Alten«. »Sie sind jünger und wollen sich selbst verwirklichen«, erklärte er auf dem gestrigen »Handelsforum« des OWL-Einzelhandelsverbandes in der Bielefelder Stadthalle. Sie wollten etwas erleben und seien bereit, Geld auszugeben. Doch dafür müsse die Qualität stimmen.
Jeder dritte Konsument in Deutschland ist schon jetzt über 50, erklärte Reiter. Einige Hersteller hätten sich darauf eingerichtet. So verkaufe der Babynahrungs-Hersteller Hipp bereits jedes fünfte Fruchtgläschen nicht an Kleinkinder, sondern an Senioren.
Die Höhenflüge der Discounter und von Ebay trieben die Umsätze des Einzelhandels vor allem im Nicht-Lebensmittelbereich seit 2001 in den Keller. 2004 betrug das Minus 1,6 Prozent. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des OWL-Einzelhandelsverbandes: »In diesem Jahr wird es schwer, den starken Rückgang im ersten Quartal noch auszugleichen.«
Marktforscher Thomas Bachl (GfK Nürnberg) vermutet, dass die Discounter allmählich ihre Wachstumgsgrenze erreichen. Ihr Marktanteil von derzeit 39 Prozent werde sich bis 2010 vermutlich nur noch auf 44 Prozent erhöhen. Ein Viertel aller Einzelhandelskunden sei schon aus Einkommensgründen an die Discounter gebunden.
Den Anteil der Markenartikel-Kunden bezifferte Bachl auf 28 Prozent. 13 Prozent kaufen Markenware vorzugsweise im Sonderangebot. Immerhin ein Fünftel interessiere sich vor allem für das Premium-Segment. Diese Schicht verfüge über Geld, achte auf Qualität und sei darauf erpicht, auch ab und zu Neues auszuprobieren.
Nicht alle Branchen verloren Bachl zufolge in gleichem Maße. Während vor allem Textilien, Camping und Sport 2003 und 2004 Umsätze einbüßten, konnten beispielsweise Handys, PC-Hardware, Medien (Videos, Spiele, Tonträger) und Foto zulegen.

Artikel vom 21.04.2005