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»Mädchen für alles« im Krankenhaus

Die Jobs der Professoren (19): der Jurist Dr. Detlef Kleindiek


Bielefeld (sas). Im Großen und Ganzen, erzählt Prof. Dr. Detlef Kleindiek, wurde er während seines Studiums von seinen Eltern unterstützt. Deshalb genügte es dem Juristen, der seit 1997 an der Universität Bielefeld Bürgerliches Recht, Handelsrecht und Deutsches sowie europäisches Wirtschaftsrecht lehrt, während der vorlesungsfreien Zeit zu jobben.
»Ich bin in Mülheim/Ruhr aufgewachsen, dort habe ich also während der Semesterferien gearbeitet«, erzählt Detlef Kleindiek, der in Marburg und Bonn studiert hat. Die Stadtverwaltung und das Städtische Krankenhaus waren Ende der 70er Jahre seine Arbeitgeber. »In der Stadtverwaltung habe ich zum Beispiel die Fahrtenbücher von Bediensteten, die ihre Privatwagen beruflich einsetzten, kontrolliert.« Die Kontrolle bestand im Wesentlichen darin, mit einer Rechenmaschine die Kilometerleistung nachzurechnen. »Die Plausibilität überprüfte dann unser Vorgesetzter«, schmunzelt Kleindiek. Ebenso mussten er und die anderen Werkstudenten Einwohnerdateien von Hand auf Bögen umschreiben, die dann elektronisch erfasst werden konnten. »Heute kaum noch vorstellbar.«
Auch im Krankenhaus war der angehende Jurist vor allem mit »Verwaltungssachen« befasst, war aber außerdem »Mädchen für alles«. Das heißt, dass er auch mal im Lager die Papierhandtücher für die Toiletten einräumen musste oder beim Transport von Patienten zum Röntgen oder zu anderen Untersuchungen half. »Ich kann mich noch an dunkle Gänge mit Schildern wie 'Vorsicht, Lachgas' erinnern.«
Jura-Studenten suchte die Bundeszentrale für politische Bildung, bei der Kleindiek danach jobbte (und die Berichte von Bildungsträgern auswertete), juristisches Fachwissen konnte er dann schon nach dem zweiten Examen während seiner Promotionszeit einsetzen: »Damals habe ich in der Kanzlei Heinemann & Partner in Essen, der Kanzlei unseres ehemaligen Bundespräsidenten, gearbeitet«, erzählt er. Eine Zulassung als Anwalt hatte er noch nicht, musste aber den Seniorpartnern zuarbeiten. »Zumeist wurde ich gezielt eingesetzt für Fälle, die mit intensiver Literaturrecherche verbunden waren. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht unbedingt vor Ort sein musste, sondern die Arbeit auch in der Unibibliothek erledigen konnte.«
Das Geld, dass der Jurastudent Kleindiek verdiente, war ein willkommenes Zubrot. »An ein Auto war anfangs nicht zu denken. Man lebte bescheiden in einem Zwölf-Quadratmeter-Zimmer mit Waschbecken und Gemeinschaftsdusche auf dem Flur.« Einen fahrbaren Untersatz leistete der Professor sich erst nach dem Referendariat: »Das war ein ganz alter Polo.«

Artikel vom 22.04.2005