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Akupunktur wirkt und ist sicher

Nach weltweit größter Studie soll die Therapie zur Kassenleistung werden

Von Wolfgang Schäffer
Hamburg (WB). »Akupunktur muss Kassenleistung werden.« Das fordert Christoph Straub, stellvertretender Vorstand der Techniker Krankenkasse (TK). Grund für den Vorstoß: Die bislang weltweit größte Studie zu dieser Therapie hat deren Wirksamkeit nachdrücklich bewiesen.

Mehr als 360 000 Patienten wurden in den vergangenen viereinhalb Jahren im Rahmen der Studie bundesweit von etwa 13 000 Ärzten mit Akupunktur behandelt. 20 Millionen Akupunktur-Nadeln kamen zum Einsatz.
Wissenschaftler der Berliner Charité werteten die Ergebnisse im Auftrag der TK aus und kamen zu dem Ergebnis: »Akupunktur wirkt, ist sicher und erhöht nachhaltig die Lebensqualität.« Hermann Bärenfänger, Sprecher der TK, erklärt, dass die Therapie ihre Wirksamkeit bei insgesamt sieben unterschiedlichen Diagnosen unter Beweis gestellt habe. Dabei seien jeweils eine Akupunktur-Gruppe mit einer Vergleichsgruppe ohne »Nadelbehandlung« verglichen worden (schulmedizinisch wurden beide Gruppen betreut). »Neun von zehn Allergikern ging es auch sechs Monate nach der Behandlung noch deutlich besser, drei von vier Patienten mit Kopf- oder Lendenwirbelsäulenschmerzen zeigten ebenfalls nach dieser Zeitspanne noch Besserung«, betonte Bärenfänger gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Noch höher hätten die Raten bei Arthroseschmerzen am Knie, Menstruationsproblemen (beides 85 Prozent) und Asthma (82 Prozent) gelegen. Nebenwirkungen seien nur selten aufgetreten.
TK-Sprecher Bärenfänger: »Um die Wirtschaftlichkeit der Akupunktur mit anderen Behandlungsmethoden vergleichbar zu machen, haben die Experten der Charité die patientenbezogenen Kosten in ein Verhältnis zur gewonnenen Lebensqualität gesetzt. Basis dafür waren Patienten-Fragebögen zur Lebensqualität und patientenbezogene Kostendaten der Krankenkasse. Die Studie zeigt: Mit der gewonnen Lebensqualität steigen auch die Kosten und zwar um den Betrag, den die Akupunktur kostet - etwa 320 Euro pro Patient.«
Geld könne man mit der Akupunktur also zumindest vordergründig nicht sparen. »Der nachgewiesene hohe Nutzen rechtfertigt die Kosten aber auf jeden Fall. Gerade auch aus volkswirtschaftlicher Sicht«, hofft Bärenfänger, dass der »Gemeinsame  Bundesausschuss«  (GBA) Akupunktur in den generellen Rahmen der Kassenleistungen aufnimmt. Ende April müssen dem Ausschuss entsprechende Vorschläge vorliegen.
Neben der TK hatten auch eine Vielzahl anderer Kassen an dem Akupunktur-Modell teilgenommen. Zudem gibt es eine Reihe von Kassen, die bei chronischen Erkrankungen auf Anfrage die Nadel-Behandlung bezahlen.

Artikel vom 21.04.2005