23.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

X-Handball und Mathematik

Endspiel-Stimmung: HSG Bielefeld und eine Rechnung mit Unbekannten

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Wenn Handball und höhere Mathematik sich die Hand reichen: Die letzten drei Saisonspiele des Regionalligisten Bielefeld mutieren nicht zuletzt zu einem Rechenexempel. »Für die anderen geht es um viel, für uns um alles«, spornt Trainer Heiko Holtmann seine Spieler für Sonntag zu Leistungen am Limit an.

Für den stark abstiegsbedrohten Tabellenvorletzten ist tatsächlich eine halbwegs realistisch anmutende, gleichwohl kühne Rechnung Êmit etlichen X-Faktoren konstruierbar, die spätestens am 7. Mai noch für rumpelnde Steine im HSG-Lager sorgen könnte. Als Konstante für dieses Ideal ist unbedingte Voraussetzung, dass die Bielefelder ihre restlichen drei Partien gewinnen.
Ein Heimsieg am Sonntag (17.30 Uhr, Heepen) über Borussia Mönchengladbach würde den Rückstand auf den Tabellendreizehnten bis auf einen Zähler verkürzen. Gleichzeitig heißt es Daumen drücken für den TV Korschenbroich, der sich mit einem Heimerfolg über den TuS Niederpleis - der TuS wäre in diesem Fall punktgleich mit Bielefeld, weist allerdings das weitaus bessere Torverhältnis auf - sämtlicher Abstiegssorgen entledigen könnte.
Am vorletzten Spieltag gastiert die Mannschaft von Heiko Holtmann in Niederpleis. Mit dem vorausgesetzten Streich X hätte die HSG den Gegner um zwei Zähler überflügelt. Gleichzeitig kalkulieren die Bielefelder den Triumph X des künftigen Zweitligisten ASV Hamm in Mönchengladbach ein. Schon hätte die HSG Bielefeld die Abstiegszone verlassen und könnte am letzten Spieltag aus eigener Kraft in Heepen gegen Soest den Klassenverbleib sicherstellen.
Sollte bis dahin noch irgendein ein ungelöstes X irritieren, würden die Bielefelder Sympathien am letzten Spieltag Eintracht Hagen (zu Hause gegen Gladbach) und nochmal Primus Hamm (daheim gegen Niederpleis) gelten.
»Die größte Unbekannte in all diesen Rechnungen sind wir«, unkt HSG-Chef Heinrich Rödding.
Die Usergemeinde aus dem beliebten Internet-Forum der Handball-Regionalliga West hat den Vorletzten jedenfalls schon abgeschrieben. Gleichwohl bedauern »ASVer«, »Pittchen«, »Captain Buzz« oder »Igor von den Ultras aus Haan« den Bielefelder Absturz in die Viertklassigkeit. In ihren Tipps räumen immerhin »profex01« (28:28) und »GianlucaZambrotta« (27:26) dem Team noch eine Galgenfrist ein.
Auch wenn es den jungen Spielern schwer fallen mag - Abstiegsmuffe wäre gegen Gladbach ein denkbar schlechter Ratgeber. »Wir müssen im Abschluss den Kopf abschalten«, verlangt Holtmann eine Minimierung der Fehlerquote.
Der »Halblinke« Lars Deppe ist nach langer Verletzungspause wieder gesund geschrieben und kann dem Rückraum neue Impulse geben. Dafür bangt Holtmann um den Einsatz von Mittelmann Michael Boy (Schulter), der sich erst kurzfristig entscheiden wird.
»Wir müssen die Situation ganz nüchtern analysieren«, meint Holtmann. »In der Regionalliga sind nicht nur technische und kämpferische Attribute gefragt, sondern man muss auch eine gewisse geistige Reife mitbringen. Das ist unser Manko«, vermisst der Coach »einen erfahrenen Spieler, der die Mannschaft führt«. Gegen Gladbach erwartet der »abergläubische Typ« (Holtmann über Holtmann) ein »reines Kampfspiel«. Für ihn ist es ein Rätsel, warum der spielstarke Gast so weit unten in der Tabelle steht. »Aber die nehmen sich wie wir immer regelmäßige Aussetzer«.
Unabhängig vom Saisonausgang hat der HSG-Beirat damit begonnen, »intensiver in die Abwägungen und Planungen der Dinge für die Oberliga« (Rödding) einzusteigen. »Für mich hört es nie auf. Sollte es zum Abstieg kommen, müssen wir uns spätestens in der Oberliga wieder auffangen und einen Neuanfang starten«.

Artikel vom 23.04.2005