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Maler fordern
Steuersenkung

Pariser Pilotprojekt als Jobmotor

Von Bernhard Hertlein
Arnsberg/Bielefeld (WB). Die Bundesregierung soll die Mehrwertsteuer auf Handwerker-Leistungen reduzieren. Dies forderte der Landesinnungsverband der westfälischen Maler und Lackierer auf seiner jüngsten Versammlung im sauerländischen Arnsberg.

Wolfgang Borgert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der OWL-Handwerkskammer in Bielefeld, unterstützt den Vorschlag: »Dies würde die Umsätze der Handwerker ankurbeln und am Ende vielleicht sogar zu höheren Steuereinnahmen führen.«
Der Maler und Landesinnungsmeister Paul Laukötter begründete seine Forderung in Arnsberg mit einem Pilotprojekt, das die Europäische Kommission Ende der neunziger Jahre in mehreren Ländern, darunter Frankreich, Belgien und Niederlande, angestoßen hat. Besonders beeindruckend sei das Ergebnis des Feldversuchs im franzöischen Bau- und Ausbau-Gewerbe. Dort wurde der Mehrwertsteuersatz auf 5,5 Prozent gesenkt. Ergebnis nach vorläufigen Berechnungen der Pariser Regierung: ein Umsatzplus von 14 Prozent und ein Zugewinn von 43 000 neuen Arbeitsplätzen in der Branche.
In Frankreich haben die Handwerker den Preisvorteil Laukötter zufolge tatsächlich an die Kunden weitergegeben. Das förderte nicht nur die Nachfrage, sondern dämpfte offenbar auch den Anreiz, die Arbeiten »schwarz« durchführen zu lassen.
Ergänzend zu einer Mehrwertsteuer-Senkung schlägt Borgert auch vor, handwerkliche Tätigkeiten, die der Erhaltung oder Modernisierung der eigenen Wohnung dienen, steuerlich abzugsfähig zu gestalten. Dabei könne sich die Bundesregierung an ihrem eigenen Modell für haushaltsnahe Dienstleistungen orientieren.
Die Möglichkeit, Ausgaben für Handwerker von der Einkommenssteuer abzusetzen, würde ebenfalls der Schwarzarbeit entgegenwirken, glaubt Borgert. Wenn nur ein Drittel der heute illegal erbrachten Leistungen künftig legal in Auftrag gegeben würden, wären bereits 80 Prozent der Steuersenkung finanziert.
Dem Landesinnungsverband der Maler und Lackierer gehören in Westfalen 2400 Betriebe mit einem Umsatz von insgesamt zwei Milliarden Euro und 20 000 Beschäftigten an.

Artikel vom 20.04.2005