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Zahnarzt aus Wut über
Schmerzen angefahren

Viereinhalb Jahre Haft und Einweisung in Psychiatrie


Bielefeld (WB/uko). Wegen eines Anschlags auf einen Zahnarzt muss ein Bielefelder viereinhalb Jahre in Haft. Zudem wurde die Unterbringung des 47-jährigen Mannes in der Psychiatrie angeordnet.
Seit Anfang der 90er Jahre hatte der Bielefelder chronisch unter Zahnschmerzen gelitten. Er bildete sich ein, sein späteres Opfer habe ihn seinerzeit falsch behandelt. Tatsächlich, so erkannte gestern das Schwurgericht des Bielefelder Landgerichts, hatte ein anderer Dentist während der Behandlung des Mannes einen schweren Kunstfehler begangen.
Nach Genuss von reichlich Alkohol war der Bielefelder am 22. Oktober 2003 auf den früheren Zahnarzt getroffen. Der 47-Jährige hatte sich in seinen VW Golf gesetzt und den Mediziner angefahren. Das Opfer erlitt bleibende Schäden, wird möglicherweise seinen Beruf nicht mehr ausüben können. Die Richter sahen nach medizinischen Gutachten den Alkohol als Katalysator für den Ausbruch massiven Wahns. Der Angeklagte hatte im Prozess auch erklärt, er hasse den Zahnarzt immer noch. Er sei erst zufrieden, wenn dem Dentisten »die Hand abfällt«. Verurteilt wurde der Mann wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr - nicht wegen eines versuchten Totschlags.
Das Gericht hielt eine Gefährlichkeit des Mannes für sehr groß. Nicht ausgeschlossen sei, dass sich die Wahnerkrankung manifestiere und demnächst der Staatsanwalt, Rechtsanwälte und sogar die Richter künftig in das Wahngebäude des Bielefelders eingeschlossen würden.

Artikel vom 20.04.2005