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Charmanter Lügner
vor dem warmen Ofen

WESTFALEN-BLATT-Jugendbücher: Münchhausen

Von Rolf-Dieter Bock
Bielefeld (WB). Die neue Jugendbuch-Reihe vom WESTFALEN-BLATT ist ein Riesenerfolg. In den Geschäftsstellen ist die 14-bändige Edition ein Renner und musste bereits nachbestellt werden. Auf der Kulturseite werden in loser Folge die einzelnen Titel vorgestellt. Im 13. Teil geht es heute um »Münchhausen« von Gottfried August Bürger.
Eine Kanonenkugel als Transportmittel.

Natürlich ist dieses Buch, ein Klassiker der Weltliteratur, extra für Jugendliche neu bearbeitet worden. Handlich, anschaulich und gefällig kommt es daher und macht einfach Lust auf Lesen. Und natürlich haben all die, die dieses Buch noch nicht kennen, schon mal von Münchhausen gehört. Das Wort vom »Lügenbaron« ist schließlich in aller Munde. Wie war das doch gleich mit dem Ritt auf der Kanonenkugel, der berühmtesten Anekdote jenes fabulierenden Mannes aus Bodenwerder an der Weser? Oder die Sache mit dem Entenfang samt anschließender Luftfahrt, das Ziehen aus dem Sumpf am eigenen Zopf?
Fest steht vor allem, dass er wirklich gelebt hat, dieser fabulierende Edelmann. Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen hieß er mit vollem Namen, gelebt hat er von 1720 bis 1797. Damit erreichte er ein für die damalige Zeit sehr hohes Alter. Ob er eigentlich nur ein Phantast oder Aufschneider war, als der er auch gelegentlich bezeichnet wird, spielte für seine Zuhörer kaum eine Rolle, denn seine Geschichten aus nahen und fernen Landen waren in erster Linie unterhaltsam. Und das schätzte man in jener Zeit, in der es kaum Kommunikationsmittel gab, besonders. Und auf dem »nachrichtenarmen« Land erst recht.
Diese Situation wird im Buch sehr anschaulich geschildert, wenn sich die edlen Nachbarsleute des gastfreundlichen Münchhausen eines Nachmittags wieder einmal bei ihm versammeln. Und erst dann beginnt der Lügenbaron, seine Geschichten zu erzählen. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Jagdabenteuern, bei denen es beispielsweise um »eine denkwürdige Schlittenfahrt«, »Feuer ohne Feuerstein und etwas vom Entenfang« oder um »meine zwei wunderbaren Hunde« geht. Das zweite Kapitel birgt die Kriegsabenteuer, als da wären: »Das Pferd in zwei Hälften«, »Der Ritt auf der Kugel« oder »Spaziergänge im Erdinnern«. Es folgen die Seeabenteuer und dann noch neue Jagd- und Kriegsabenteuer.
Aufgeschrieben hat all dieses der Dichter Gottfried August Bürger, ein Zeitgenosse des »Lügenbarons«. Bürger wurde 1747 in der Silvesternacht im Dörfchen Molmerswende im Ostharz geboren und starb am 8. Juni 1974 völlig verarmt in Göttingen, wo er den Großteil seines Lebens verbracht hatte. Das alte Pfarrhaus, in dem er geboren wurde, beherbergt heute ein kleines Museum, das an den berühmten Sohn erinnert.
Die Bedeutung Bürgers als Dichter liegt im wesentlichen auf drei Gebieten. Er ist zum einen der eigentliche Schöpfer und Bahnbrecher der Ballade als literarische Kunstform. Zum anderen war er beteiligt an der Hinwendung der deutschen Dichter der Sturm- und Drang-Zeit zur Erlebnislyrik. Zum Dritten war Bürger einer der ersten bedeutenden politischen Dichter in der deutschen Literatur. Sein Prosawerk umfasst unter anderem literatur- und sprachwissenschaftliche Schriften und vor allem den in fast allen Sprachen übersetzten »Münchhausen«, dessen Geschichten zu etwa einem Drittel aus Bürgers Feder stammen.

Jeder Titel der 14-teiligen Jugendbuchreihe kostet 2,95 Euro. Wer die komplette Edition kauft, zahlt nur 35,40 Euro - zwei Bände gibt es also gratis. Und das Beste: Die Bücher sind in allen WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen sofort und ohne jede Wartezeit zu haben.

Artikel vom 21.04.2005