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Job bringt ein
Stück Stabilität

Donnerstag Psychiatrie-Symposium


Bethel/Sieker (WB). Seit eineinhalb Jahren arbeitet Bianca Braun in der Frischeabteilung des real-Warenhauses in Sieker. Für die 28-jährige ist der Job ein Glücksfall, da sie aufgrund einer psychischen Erkrankung seit mehreren Jahren in Behandlung ist. Ihr Fall ist ein Positiv-Beispiel für das Psychiatrie-Symposium, das unter dem Titel »Arbeit (als) Los« am Donnerstag, 21. April von 17 bis 20 Uhr im Großen Saal des Rathauses stattfindet.
Für psychisch erkrankte Menschen ist eine sinnvolle Beschäftigung, eine Tagesstruktur und die Möglichkeit, durch Arbeit zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen, sehr wichtig. Für die Jobsuche ist ihre Krankheit jedoch eine große Erschwernis. Bei den Patienten, die im Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin (ZPPM) Gilead stationär behandelt werden, ist die Ausgangslage schlecht: nur zehn Prozent von ihnen habe eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, Tendenz sinkend. Mangelnde Aussichten auf einen Job, der sich stabilisierend auswirken könnte bringen die Betroffenen in einen Teufelskreis.
Bianca Braun hat ihn durchbrochen: mit Unterstützung des Integrationsfachdienstes Bethel hat die gelernte Einzelhandelsfachfrau den Arbeitsplatz im Warenhaus bekommen. Das Unternehmen hat speziell Arbeitsplätze für Menschen mit psychiatrischer Erkrankung eingerichtet - insgesamt vier. Doch das real-Warenhaus ist die Ausnahme. Das Beschäftigungsangebote für Menschen mit psychiatrischer Erkrankung sind nicht ausreichend.
Das Thema Arbeit steht deshalb im Mittelpunkt des Psychiatrie-Seminars, das Bethel und die Stadt Bielefeld gemeinsam mit den Bielefelder Vereinen der Psychiatrie-Erfahrenen und den Angehörigen psychisch kranker Menschen veranstaltet. Über die Situation allgemein und die Auswirkungen von Hartz IV berichten Sozialdezernent Tim Kähler (Stadt Bielefeld), der Betheler Psychiatrie-Chefarzt Professor Dr. Martin Driessen. Zudem wollen die Veranstalter, so kündigt Wolfgang Voelzke, Psychiatriekoordinator der Stadt Bielefeld, positive Beispiele vorstellen.
Wie das von Bianca Braun: »Wenn ich arbeite, fühle ich mich normaler.« Sie ist 20 Stunden pro Woche im Einsatz und zuständig für die Haltbarkeitsdaten der Produkte.

Artikel vom 20.04.2005