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Gelungenes Experiment:
»Blech trifft Basketball«

Junge Sinfoniker und BI-Cussion bei Senner Serenaden

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Senne (WB). Anregend-kurzweilig gestalteten das Bläserensemble der Jungen Sinfoniker und die Schlagzeugformation Bi-Cussion am Montag im Forum des Schulzentrums Senne einen gewagten Ñ dennoch sehr gelungenen - Spagat zwischen konventioneller Kammermusik und experimentellen Percussion-Sounds. 120 Zuhörer konnte Vorsitzender Felix Snelting zu der vom Kulturkreis Senne in der Reihe »Senner Serenaden« präsentierten Veranstaltung begrüßen.
Lukas Kammel und Alena Kutz (v.r. am Marimbaphon) griffen kräftig mit in die Percussion-Trickkiste.

Ganz im Zeichen des Nachwuchses stand das Konzert, das auch flapsig mit dem Slogan »Blech trifft Basketball« hätte überschrieben sein können. Doch bevor Jörg Prignitz und seine »Schlagzeug-Revoluzzer« tief in die Percussion-Trickkiste griffen, gehörte die Bühne Ulrich Drabeck und seinen Jungen Sinfonikern. Mozarts Serenade Nr. 12 c-moll und Gounods Petite Symphonie hatten Damaris Fobel (Flöte), Henning Schröder und Elisabeth Ludwig (Oboe), Katharina Rossoll und Tobias Günther (Klarinette), Mauricio Wajar und Natalia Crestea (Fagott) sowie Michael Thrull und Sebastian Seidel (Horn) für ihren Auftritt einstudiert.
Agil, mit feinsinnigem Gespür für Nuancen im musikalischen Ausdruck, aber frei von Effekthascherei, gestalteten die Bläser Ruhe spendende, zu Herzen gehende Klangbilder. Für ihr präzises Zusammenspiel sowohl in traumhaft-versonnenen langsamen Passagen als auch in munter vorandrängenden Läufen und Kadenzen bekamen sie viel Applaus.
Sanften Kammermusik-Klängen setzten Gerrit Harms, Lukas Kammel, Alena Kutz, Julius Melzer, Tim Müller und Aarne Partanen ein Feuerwerk energiegeladener Rhythmen entgegen. Von einer Percussion-Nummer à la Stomp, wobei die Akteure frech mit Metallringen über präparierte Blecheimer klapperten, über kontrolliert auftippende Basketbälle als außergewöhnlicher Background für rhythmisches Füßestampfen bis hin zu wortgewandten Vocal-Improvisationen reichte das Spektrum der vorgestellten Werke. Für die den Akteuren von Jörg Prignitz auf den Leib geschriebenen Marimbaphon-Arrangements von Brahms' Ungarischem Tanz No. 5 und Rossinis Wilhelm-Tell-Ouvertüre gab es besonderen Beifall.
Ein äußerst gelungenes Experiment stand am Ende des zweistündigen Konzertprogramms. Denn für das grandiose Finale Ñ den mexikanischen Volkstanz »La Llorena« Ñ standen Bläser und Percussionisten gemeinsam auf der Bühne. Temperamentvoll, mit deutlich erkennbarer Freude an der Musik, unterstrichen die Akteure, was sie den Zuhörern bereits mit ihren Einzelvorträgen eindrucksvoll vor Augen geführt hatten: Bei so überzeugenden Auftritten des Nachwuchses kann von allgemeiner Musizier-Verdrossenheit unter Jugendlichen kaum die Rede sein.

Artikel vom 20.04.2005